Der soziale und institutionelle Kontext der Naturwissenschaften im Nahen Osten unter den Mamluken
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Dieses Projekt hatte das Ziel, zum ersten Mal eine Gesamtdarstellung der Geschichte der mathematischen Wissenschaften im Mamlukenreich (Ägypten, Palästina und Syrien, 1250-1517) zu ermöglichen, die die historischen, sozialen und institutionellen Umstände gründlich berücksichtigt. Hauptobjekte der Untersuchung sind die zahlreichen Gelehrten, die hauptsächlich in Kairo, Damaskus und Jerusalem in Hochschulen (Madrasa), Moscheen und sonstigen Institutionen in den „rationellen" wissenschaftlichen Disziplinen, vor allem im Bereich der Astronomie und Mathematik, aktiv waren. Hauptbestandteil des Projekts ist die Entwicklung einer umfassenden „prosopographischen" Datenbank, in der alle Akteure aufgezeichnet werden, mit biographischen Daten, institutionellen Zugehörigkeit, Liste ihrer Lehrer und Schüler samt Disziplinen, und Angabe aller relevanten Handschriften und biographischen/historiographischen Quellen. Das Projekt hat es ermöglicht, eine umfangreiche propographische Datenbank über die naturwissenschaftlichen Aktivitäten innerhalb des Mamlukenreiches zu erstellen, aufgrund dessen komplexe „Netzwerke des Wissens", die insbesondere bei der Übermittlung und Pflege der mathematischen Disziplinen galten, rekonstruiert werden konnten. Gegenwärtig sind etwa 1200 Individuen darin erfasst, für die mindestens das Studium einer mathematischen bzw. naturwissenschaftlichen Disziplin nachgewiesen werden kann. Außerdem sind knapp 300 Gelehrte aufgezeichnet, die als Lehrer oder Autor in den Naturwissenschaften tätig waren. (Als Beispiel für die Nützlichkeit der Datenbank können wir folgendes erwähnen: für ein neuerdings von Sotheby's zur Auktion angebotenen wunderschönen mamlukischen astronomischen Handschrift konnte dessen im Kolophon genannten Kopisten identifiziert werden.) Außerdem wurde zum ersten Mal dokumentiert, wie Wissen und Praxis der angewandten Astronomie (v.a. die Zeitbestimmung, miqat) und Mathematik (v.a. die Wissenschaft der Erbteilung, fara'id) von Ägypten aus nach Mekka und Medina im 14. und 15. Jh. „exportiert" und feste Bestandteile der Ausbildung sunnitischer Juristen im Higaz wurden. http://ankabut.net/mamlukscientists/
