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Flexibilitätsformen in der späten Erwerbskarriere und beim Übergang in die Rente: Ein internationaler Vergleich zum Wandel sozialer Ungleichheitsmuster

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2004 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5441783
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des flexCAREER-Projektes haben wir ländervergleichend die Auswirkungen von Flexibilisierungsstrategien auf die frühe und späte Erwerbskarriere quantitativ im Längsschnitt untersucht. Es war unser Ziel, die Veränderungen der Erwerbsverläufe zu Beginn und am Ende der Erwerbskarriere auf Individualebene im Zeitverlauf zu beschreiben und die zeitbezogenen Ursache-Wirkungs-Mechanismen dieser Prozesse genauer zu analysieren. Darüber hinaus galt unser Interesse den Auswirkungen auf die Ungleichheitsstrukturen der einzelnen Gesellschaften. Die wichtigsten Befunde unseres Projekts lauten: Phase I: (1) Festgestellt wurden eine längere Suchdauer beim Arbeitsmarkteinstieg und die Zunahme flexibler Beschäftigungsformen. Flexibilisierung findet in geschlossenen Beschäftigungssystemen vor allem über die zunehmende Verbreitung befristeter Arbeitsverträge statt. In offenen Beschäftigungssystemen sind hingegen Teilzeit- und ‚stopgap‘-Jobs verbreiteter. (2) Die Destabilisierung früher Erwerbskarrieren hat über die Kohorten zugenommen. Dabei sind flexible und prekäre Positionen nicht nur mit höheren Arbeitslosigkeitsrisiken verknüpft, sondern steigern darüber hinaus das Risiko von beruflichen Abstiegen und vermindern die Chancen für berufliche Aufstiege. (3) In Bezug auf die Entwicklung der sozialen Ungleichheiten belegen die Ergebnisse des Projektes, dass die Verbreitung der Risiken einem länderspezifischen Muster folgt: Innerhalb der ‚insider-outsider‘ Arbeitsmärkte (Deutschland, Frankreich, Schweden, Italien und Spanien) und der Länder mit hohen Arbeitslosenzahlen (ehemalige sozialistische Länder wie Estland und Ungarn) haben die Ungleichheiten vor allem beim Arbeitsmarkteintritt zugenommen. In Ländern mit flexiblen Arbeitsmärkten haben die relativen Risiken, durch Teilzeit- oder ‚stopgap‘-Jobs in den Arbeitsmarkt einzusteigen, zugenommen. Dabei sind Niedrigqualifizierte einem deutlich höheren Abstiegsrisiko ausgesetzt und besitzen geringere Aufstiegschancen. Phase II: (1) Die späte Erwerbskarriere älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wurde in den letzten Jahrzehnten stärker von Frühverrentungen, Arbeitslosigkeit und beruflichen Abstiegen geprägt als zuvor. Allerdings zeigen sich in der jüngsten Vergangenheit erste Erfolge der Rentenreformen, die in den meisten Industrieländern mit dem Ziel eingeführt wurden, das Rentenalter zu erhöhen, Frühverrentung zu erschweren und private Rentenabsicherung zu stärken. (2) Prekäre Beschäftigungsformen, Frühverrentungen wie auch längere Phasen der Arbeitslosigkeit stellen dabei nicht nur eine unsichere Phase im späten Erwerbsverlauf dar, sie haben darüber hinaus Folgen für das Renteneinkommen und für das Risiko von Altersarmut. (3) Niedrigqualifizierte Arbeitnehmer sind von diesen Entwicklungen stärker betroffen. Im Vergleich zu höherqualifizierten Arbeitnehmern haben sie ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko, müssen häufiger Einkommensverluste hinnehmen und gehen früher in Rente. (4) Das Ausmaß der Veränderungsprozesse ist stark von nationalen institutionellen Kontexten geprägt. Dennoch kann für die meisten untersuchten Länder festgestellt werden, dass sich die sozialen Ungleichheiten über die letzten Jahre verstärkt haben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2006). Increasing flexibility at labor market entry and in the early career - A new conceptual framework for the flexCAREER project. Working Paper No. 6. Universität Bamberg
    Bukodi, E., Ebralidze, E., Schmelzer, P. und Relikowski, I.
  • (2008). Die Flexibilisierung des Erwerbsverlaufs. Eine Analyse von Einstiegs- und Ausstiegsprozessen in Ost- und Westdeutschland. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften
    Buchholz, S.
  • (2008). Young Workers, Globalization and the Labor Market: Comparing Early Working Life in Eleven Countries. Cheltenham, UK/Northampton, MA, USA: Edward Elgar
    Blossfeld, H.-P., Buchholz, S. Bukodi, E., Kurz, K.
  • (2009). Beschäftigungsflexibilisierung in Deutschland: Wen betrifft sie und wie hat sie sich auf die Veränderung sozialer Inklusion/Exklusion in Deutschland ausgewirkt? In: R. Stichweh und P. Windolf (Hrsg.): Inklusion und Exklusion. Analysen zur Sozialstruktur und sozialen Ungleichheit, Wiesbaden: VS-Verlag: 123-138
    Buchholz, S. und Blossfeld, H.-P.
  • (2009). Globalization, Economic Restructuring and Increasing Uncertainty in Old Age - A Theoretical Framework. Conceptual Paper. Working Paper. Otto-Friedrich-Universität Bamberg und Georg-August-Universität Göttingen
    Buchholz, S., Jabsen, A., Kurz, K., Marold, J., Schmelzer, P. und Blossfeld, H.-P.
  • (2011). Ageing Populations, Globalization and the Labor Market: Comparing Late Working Life and Retirement in Modern Societies. Cheltenham, UK/Northampton, MA: Edward Elgar
    Blossfeld, H.-P., Buchholz, S. und Kurz, K.
  • (2011). Jugend und Arbeit. Wachsende Beschäftigungsflexibilisierung und Erwerbsrisiken beim Übergang in den Arbeitsmarkt. In: W. Heitmeyer und J. Mansel (Hrsg.): Individualisierung von Jugend: Gesellschaftliche Prozesse, subjektive Verarbeitungsformen, jugendpolitische Konsequenzen. Weinheim: Juventa
    Blossfeld, H.-P. und Buchholz, S.
 
 

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