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Holozäne Vegetationsgeschichte von Ounjougou/Mali

Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2004 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5442329
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Fundptatzkomptex Ounjougou in Mali ist von besonderer Bedeutung für die Besiedtungs- und Umweltgeschichte Westafrikas, denn seine durch Wind und Wasser abgelagerten Sedimente enthalten die Zeugnisse menschlicher Anwesenheit über einen Zeitraum von 100.000 Jahren. Im Zusammenhang mit den Hauptsiedtungsphasen liefern die feingeschichteten Ablagerungen reiche Informationen über Klima, Vegetation und Landschaft in der Vergangenheit. Die holozänen Sedimente von Ounjougou enthatten besonders viele Pflanzenreste, wie Holzkohle, Pollen, Früchte, Samen und Phytotithe. Aus diesen kann die Entwicklung der Vegetation in den letzten 12.000 Jahren abgeleitet werden, die mit Änderungen des Klimas, des hydrologischen Systems im Einzugsbereich des Flusses Yamé und zunehmendem menschlichen Einfluss in Beziehung stehen. Die frühholozäne Vegetation kann mit Hilfe von Holzkohle, Pollen und Phytotithen vom Fundplatz Ravin de ta Mouche (9.400-8200 cat BC) rekonstruiert werden. Durch die Funde von Keramikscherben, die zu den ältesten Afrikas gehören, bekommt dieser Platz eine besondere archäologische Bedeutung. Im Frühholozän waren hier ein Galeriewald und ein Grasland mit vielen einjährigen Arten ausgebildet in dem Buschfeuer rioch keine große Rolle spielten. Die Erfindung der Keramikherstellung steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der plötzlichen Verfügbarkeit großer Mengen von Gräsern mit essbaren Körnern. Diese können im menschlichen Körper wesentlich besser aufgeschlossen und verdaut werden, wenn man sie vor dem Verzehr in einem Behälter gart. Im mittleren Holozän (5.650 - 3.400 cat BC) war es noch ziemlich feucht und ein Mosaik von Wäldern und dichten Savannen mit afrikanischem Bambus (Oxytenanthera abyssinica) breitete sich aus. Die großen Mengen an brennbarer Biomasse förderten regelmäßige massive Buschfeuer. Spuren menschlicher Besiedlung fehlen fast völlig, wahrscheinlich wegen der ungünstigen Lebensbedingungen in den feuchten Niederungen des Yame. Ab dem dritten Jahrtausend v.Chr. wird es trockener, und mehr und mehr setzen sichi sudano-sahetische Arten in den Savannen und im Galeriewald von Ounjougou durch. Die archäologischen Funde aus dieser Zeit weisen Verbindungen zum Norden auf, weit Bevölkemngsgruppen aus der austrocknenden Sahara in den Sahel einwanderten. Im zweiten vorchristlichen Jahrtausend etabliert sich der Bodenbau, nachgewiesen durch verkohlte Perlhirsekörner in den Sedimenten. Große Mengen von Mikro-Hotzkohten belegen jährliche, durch den Menschen veurrsachte Buschfeuer und steigenden anthropogenen Druck auf die Vegetation. Informationen zur jüngeren Vegetations- und Landschaftsgeschichte des Dogontandes ab 1000 AD lassen sich mit Hitfe von Holzkohlespektren aus Eisenverhüttungsptätzen ableiten. Brache- und Parksavannenarten weisen auf ein etabliertes Agroforstsystem hin, das im Gegensatz zu heute noch nicht durch Faidherbia albida dominiert wurde. Unsere laufenden Studien zielen auch darauf ab, die direkten ökologischen Auswirkungen der Eisenverhüttung, insbesondere durch die intensive Ausbeutung von Harthölzern, zu quantifizieren. Das Projekt ist Teil des interdisziplinären Forschungsprogramms "Human populations and palaeoenvironment in West Africa" (http://www.ouniougou.oro) in Kooperation mit Partnern von den Universitäten Genf, Fribourg, Caen, Angers und Oxford, Bamako sowie der "Mission Culturelle de Bandiagara" in Mali. Ein populärwissenschaftticher Überblick findet sich in Bild der Wissenschaft 11/2006. Die interdisziplinären umweltarchäologischen Forschungen werden aktuell in dem französisch-deutschen Projekt „Landschaftsarchäologie im Dogon-Land (APPD)" fortgesetzt. Das Projekt mit der Laufzeit 2008-2010 wird gefördert durch ein Gemeinschaftsprogramm der DFG/ANR.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Holocene vegetation change and land use at Ounjougou, Mali. In: Fuller, D. & Murray, M.A. (Hrsg.): Flora, Past Cultures and Archaeobotany in Africa. Walnut Creek (Left Coast Press)
    Eichhorn, B. & Neumann. K.
  • (2006): Les paléoenvironnements végétaux à Ounjougou au cours de l'Holocène. Méthodologie et résultats préliminaires. Etudes Maliennes 65 (Numéro special): 153-165
    Eichhorn, B. & Le Drézen, Y.
  • (2006): Peuplement humain et paléoenvironnement en Afrique de l'Ouest: apports de la huitième année de recherches interdisciplinaires. SLSA Jahresbericht 2005: 79-160
    Huysecom, E., Ozainne, S., Schaer, K., Ballouche. A., Blench, R., Douyon, D., Guindo, N., Keita, D., Le Drezen, Y., Neumann, K., Perret, S., Rasse, M., Robion-Brunner, C., Semeels, V., Soriano, S. & Tribolo, C.
  • (2006): Èvolution géomorphologique. enregistrements sédimentaires et dynamiques paléoenvironnementales Holocènes à Ounjougou (Plateau Dogon. Mali. Afrique de l'Ouest), Quaternaire 17 (1): 61-74
    Rasse. M., Ballouche. A., Huysecom, E., Tribolo, C., Ozainne, S., Le Drezen, Y., Stokes, S. & Neumann, K.
  • (2007): Peuplement humain et paléoenvironnement en Afrique de l'Ouest: resultats de la neuvième année de recherches. SLSA Jahresbericht 2006: 41-122
    Huysecom, E., Ozainne, S., Robion-Brunner, C., Ballouche, A., Coulibaly, N., Guindo, N., Keita, D., Le Drezen, Y., Lespez, L., Mayor, A., Neumann, K., Eichhorn, B., Rasse. M., Selleger. C., Semeels, V., Soriano, S., Terrier, A., Traoré, B.D. & Tribolo, C.
  • (2008): La dixième année de recherche du programme «Peuplement humain et Evolution paléoclimatique en Afrique de l'Ouest». SLSA Jahresbericht 2007: 43-140
    Huysecom, E., Ozainne, S., Robion-Brunner, C., Mayor, A., Ozainne, S., Ballouche, A., Cissé, L., Coulibaly, N., Eichhorn, B., Guindo, N., Keita, D., Le Drezen, Y., Lespez, L., Mezger, H., Neumann, K., Rasse, M., Sanogo, K., Schneider, K., Selleger, C., Semeels, V., Soriano, S., Terrier, A. & Tribolo, C.
  • 2008): Iron metallurgy in the Dogon country (Mali): "deforestation" or sustainable use? (Abstract). In: Damblon, F. & Court-Picon. M.. Charcoal and microcharcoal. Continental and marine records. Abstracts and Programme (4th Intemational Meeting of Anthracology. Brussels 8-13 September 2008). Geological Survey of Belgium Professional Papers 303-2008/1:62.
    Eichhorn, B., Robion-Brunner, C , Perret, S., Semeels, V.
 
 

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