Morphinbildung in Pflanze, Tier und Mensch
Final Report Abstract
Morphin ist das wichtigste schmerzstillende Alkaloid im Milchsaft der Schlafmohnkapseln. Schon seit 30 Jahren wird publiziert, dass geringe Morphinmengen in Geweben von Säugetieren gemessen werden können. Auch menschliche Gewebe enthalten nachweislich niedrige Konzentrationen an Morphin. Um zu belegen, dass das Morphin endogen gebildet wird, wurden Morphinvorstufen an Versuchstiere appliziert und anschließend eine erhöhte Morphinbildung beobachtet. Massive Kritik am Konzept der endogenen Morphinbildung resultierte aus Befunden von Morphinspuren in vielen Nahrungsmitteln, beispielweise im Futter der Versuchstiere (Ratten- und Kaninchenfutter), in Heu und in Kuhmilch. Freiwillige Probanden, die auf eine morphinfreie synthetische Diät gesetzt wurden, reagierten mit deutlichem Abfall der Morphinspiegel im Urin. Danach galt das Vorkommen von Morphinspuren in Menschen als durch externe Aufnahme verursacht. Neuere Untersuchungen an humanen Zellkulturen, die auf morphinfreiem Medium gehalten wurden, belegten dennoch eindeutig die Bildung von Morphin. In diesem Projekt wurde intakte Versuchstiere mit schwerisotopenmarkierten Morphin Vorstufen gefüttert. Im Urin der Mäuse ließen sich Stoffwechselprodukte, darunter auch Morphin selbst, an dem Markierungsmuster eindeutig erkennen. Damit wurde erstmals exakt belegt, dass Säugetiere Morphin selbst bilden können. Noch ist nicht bekannt, wie der Säugetierkörper die Morphinbildung steuert. Praktische Anwendung wäre gegeben, wenn man die körpereigene Morphinbildung in ein Konzept zur Schmerzbekämpfung einbeziehen könnte. Die eindeutige Nachweis der Bildung von Morphin in Mäusen und damit die begründete Annahme, dass auch Menschen Morphin selbst bilden können, hat erhebliche Resonanz in der Publikumspresse gefunden. Im April 2010 widmeten National Geographie online, Nature-News und Wired-Science der wissenschaftlichen Publikation zu Morphinbildung in Mäusen ausführliche Kommentare Die Pressemitteilungen der Martin-Luther-Universität brachten ein Interview mit Dr. Nadja Grobe, die in Halle Biochemie studierte und einen wesentlichen Teil der Untersuchungen im Rahmen ihrer Doktorarbeit vornahm. Die Mitteldeutsche Zeitung nahm die Pressemitteilung am 26. Mai 2010 auf und berichtete über das Schmerzmittel Morphin in Mäusen und die Doktorandin Nadja Grobe.
Publications
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