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"Ich spiele nicht auf eure Art". Stil und Repertoire der traditionellen russischen Instrumentalmusik im Grenzgebiet zu Weißrussland als Faktor für die Bildung von ethnischer und Generationenidentität
Antragsteller
Professor Dr. Ulrich Morgenstern
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Förderung
Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5452469
Die russische Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Seit dem Ende des Vielvölkerstaates Sowjetunion treten die seit jeher im Alltagsbewusstsein präsenten Fragen von Ethnizität und Identität verstärkt hervor, teils verbunden mit dramatischen Erschütterungen. Fragestellungen von Selbst- und Fremdwahrnehmung beschäftigen auch die russischen Ethnologie, welche die postsowjetische Liberalisierung zu einer fruchtbringenden Auseinandersetzung mit westlichen Konzepten von Ethnizität nutzte. In der russischen Ethnomusikologie dagegen wird häufig noch ein biologistisch geprägtes Verständnis des Ethnischen vertreten.Völlig fehlen Arbeiten zur Ethnizität in der ohnehin stark vernachlässigten Forschung zur traditionellen russischen Instrumentalmusik, obgleich diese jahrhundertelang zum sozialen und kulturellen Leben des Dorfes gehörte. Sie diente nicht nur zur Umrahmung bedeutsamer Ereignisse und zur ästhetischen Selbstinszenierung des Individuums, sondern auch zur Festigung der Gruppenidentität auf unterschiedlichen Ebenen: Dorf, Gemeinde, Kreis, Gebiet, Region, Volk, aber auch die jeweilige Generation.Das markanteste Kennzeichen der ethnischen Identität sind hierbei funktional gebundene ältere Formen mit klar voneinander abgegrenztem Verbreitungsareal. Zudem existiert eine deutliche Grenze zum weißrussischen Sprachraum. Beides wurde in der russischen Forschung kaum als musikalisches Phänomen und nie als Identitätsfaktor behandelt. Ziel des Projekts ist die Erforschung der gattungsmäßigen und regionalen Gliederung der traditionellenrussischen Instrumentalmusik im Grenzgebiet zu Weißrussland als Faktor für die Bildung von ethnischer und Generationenidentität. Diese soll auch im Hinblick auf mögliche über die Generationen hin stabile altersspezifische Merkmale der Musikpraxis untersucht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
