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Einblicke in die Mikrostruktur emotionaler Verarbeitungsprozesse: Die Untersuchung zeitabhängiger Interferenzeffekte beim emotionalen Stroop-Test

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2005 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5454017
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zu jedem gegebenen Moment scheinen Informationsverarbeitungsprozesse die Umwelt nach Reizen abzusuchen, die eine mögliche Bedrohung signalisieren (potenzielle Gefahrenreize). Wird ein solcher Reiz entdeckt - z.B. ein ärgerliches Gesicht oder ein selbstwertbedrohliches Wort - dann wird die Aufmerksamkeit automatisch vom momentanen Handlungsvollzug abgezogen und für einen kurzen Moment auf diesen Reiz gelenkt. Dieser Mechanismus ist höchst adaptiv, da er Menschen eriaubt, frühzeitig und schnell auf mögliche Gefahren zu reagieren. Nachweisen lässt sich dieser Effekt, indem man nachweist, dass die Effizienz bei der Ausführung einer Tätigkeit nachlässt, wenn potenzielle Gefahrenreize präsentiert werden. Das Ziel dieses Projektes lag darin, den zeitlichen Verlauf dieses Bewertungsprozesses zu rekonstruieren, der nach vorangehenden Untersuchungen bei einfachen Reizen nur wenige hundertstel Sekunden dauert. Zu diesem Zweck wurde der zeitliche Abstand zwischen Gefahrenreizen und Zielreizen (auf die Probanden möglichst rasch reagieren sollten) systematisch in Bereichen von 250 bis 1500 ms variiert und die Reaktionszeiten bei der Bearbeitung der Primäraufgabe erhoben. Die Befunde zeigen, dass bedrohliche Reize ganz unterschiedliche Effekte haben können, abhängig davon, ob sie bewusst wahrnehmbar („unmaskiert") präsentiert werden oder für ein sehr kurzes Zeitintervall, das eine bewusste Wahrnehmung ausschließt („maskiert"). Es zeigte sich, dass eine unmaskierte Darbietung von Gefahrenreizen (insbesondere ärgerlichen Gesichtern) dazu führt, dass die Leistung bei einer Primäraufgabe steigt. Dieser Befund scheint darauf hinzudeuten, dass die Wahmehmung von bedrohlichen Reizen aktiv vermieden werden kann. Werden Gefahrenreize dagegen maskiert präsentiert, dann rufen sie den zuvor beschriebenen Ablenkungseffekt hervor. Vermutlich ist das der Fall, weil unter diesen Bedingungen keine bewussten Strategien zu Vermeidung der Wahrnehmung des Reizes eingesetzt werden können. Ein entscheidender Befund des Projektes lag darin, dass diese Effekte ausschließlich bei Personen nachweisbar waren, die sich durch eine hohe Ausprägung Verhaltenshemmung - einer Neigung zur Unterdrückung emotionaler Reaktionen und motivationaler Impulse - auszeichnet. Zudem zeigte sich, dass sich die beschriebenen Effekte bei diesen Personen nur dann zeigten, wenn der Gefahrenreiz kurzzeitig vor dem Zielreiz (bis maximal 750 ms) präsentiert wurde. Daraus lässt sich ableiten, dass die automatische Bewertung von Gefahrenreizen (als „ungefährlich") bei diesen Personen nach spätestens 750 ms abgeschlossen ist.

 
 

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