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Die Bedeutungsgeschichte des sprachlichen Ausdrucks räumlicher Beziehungen im Nguni: historisch-vergleichende Semantik im Bantu

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5456207
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In der Rekonstruktion älterer Sprachzustände sind oft eher die sprachlichen Inhalte als die sprachlichen Formen problematisch. Rekonstruierte Begriffe In Protosprachen sind aber nicht nur formale Hüllen, sondern der hist-vgl. Methode zu Folge mit Inhalt gefüllte Wörter. Um diese Inhalte und die Rekonstruierbarkeit lexikalischer Bedeutungen ging es in diesem Projekt. Methodologisches Ziel der Untersuchung war es, Verfahren der Bedeutungsrekonstruktion zu verfeinern. Die theoretischen Grundlagen dafür stammen aus der historischen Linguistik und der kognitiven Semantik. Inhaltlich sind Vorarbeiten der lexikalischen Rekonstruktion im Bantu (v.a. Tervuren, Leiden) von Bedeutung. Die Untersuchung widmete sich den eng verwandten und einander typologisch extrem nahen Ngunisprachen Südafrikas. Es bestehen große elektronische Textkorpora, die eine Voraussetzung für die Methodik des Vorhabens sind. Im Zentrum der Forschung steht die in theoretischer Hinsicht von kognitiven Semantikem vergleichsweise gut untersuchte Domäne des Ausdrucks räumlicher Beziehungen. Zwei zentrale Ergebnisse der Arbeit sind nachfolgend kurz dargestellt (1) Nguniklassifikatlon und externer Sprachkontakt: Zulu ist recht untypisch für das Nguni Im allgemeinen. Die rasche Verbreitung des Zulu im 19. Jhd. hat offensichtlich in semantisch-konzeptueller Hinsicht stark dem Einfluss des Englischen unterlegen. Englische Verwendungswelsen räumlicher Präpositionen sind im Zulu präsent, obwohl sie dort intern kaum motiviert sind, d.h. sich nicht leicht als Ergebnis sprachinhärenten Wandels erklären lassen, und gleichzeitig nach unserem kognitiv-semantischem Erkenntnisstand in den Sprachen der Welt als ungewöhnlich und wenig geläufig gelten müssen. Das Beispiel des Zulu zeigt also, dass sich Sprachkontakt und konzeptueller Transfer durch das hier angewendete semantisch-vergleichende Verfahren empirisch nachweisen lassen. Die historische Semantik kann also durchaus einen Beitrag zur historischen Klassifikation leisten. (2) Kognitive Semantik und sprachspezifische Begriffsgestaltung: Bestimmte Lesarten eines jeweiligen Raumbegriffs (z.B. 'in', 'über', 'auf') sind zentral, andere eher marginal/peripher. Kognitiven Semantikern zu Folge bestehen universelle Tendenzen, mit Blick auf die Frage, welche Lesarten zentral sind. Hier konnte jedoch gezeigt werden, dass Begriffe von Zentralität bestimmter Lesarten und lexikalischer Bedeutungen von Einzeltermini nicht zwingend universeller Natur sind. Es besteht vielmehr Raum für einzelsprachliche Besonderheiten. Exemplarisch lässt sich dies am Begriff phakathi illustrieren. Während im Nguni sowohl die Bedeutung 'In', als auch die Bedeutung 'zwischen' attestiert sind, legt der historisch-semantische Vergleich nahe, dass die Richtung dieser Bedeutungsentwicklung von der zentralen (und diachron primären!) Bedeutung 'zwischen' zu 'in' verlaufen ist, während dies In anderen Sprachen in umgekehrter Richtung erfolgt Ist Derartige Beispiele zeigen, dass (trotz der Möglichkeit konzeptuellen Transfers) Sprachen sehr spezifische, konventionalisierte semantische Strategien aufweisen

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 'Cologne Initiative on Natural Language Processing in African Languages'. In: Proceedings of the 5th International Conference on Language Resources and Evaluation, hrsg. von European Language Resources Association, Paris
    Axel Fleisch. Mit Frank Seidel
  • 2007. 'How cognitive semantics relate to comparative linguistics: A case study from Nguni'. In Viva Africa 2007. Proceedings of the IInd International Conference on African Studies, hrsg. von Tomas Machalik und Jan Zahorik. Pilsen: University of West Bohemia, pp. 39-53
    Axel Fleisch
 
 

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