Neuronale Korrelate der Grenzen absichtlicher Kontrolle sozialer Eindrucksbildungsprozesse
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Seit vielen Jahren ist in der Sozialpsychologie die automatische Aktivierung von Stereotypen und Vorurteilen, sowie deren willentliche Kontrolle, ein wichtiges Thema. Das vorliegende Projekt hatte es sich zur Aufgabe gemacht, neuronale Prozesse in diesem Forschungsbereich zu untersuchen. Ansätze der sozialen Kognitionsforschung zur Untersuchung von Stereotypen und Vorurteilen wurden durch etablierte Paradigmen aus der Neurowissenschaft (z.B. Attentional Blink Paradigma) erweitert. In mehreren Studien wurde untersucht, inwiefern sich Stereotype und Vorurteile durch Zielintentionen („Ich will Ziel X erreichen!“) und Vorsätze („Wenn Situation Y eintritt, dann werde ich Verhalten Z ausführen!“) kontrollieren lassen, und darüber hinaus, inwiefern sich dies auf neuronaler Ebene niederschlägt. Durch die Analyse elektrokortikaler Daten konnte die zeitliche Dimension der beteiligten Prozesse (z.B. Zeitpunkt der Aktivierung eines Stereotyps oder Zeitfenster der Wirkung eines Vorsatzes) sowie deren Intensität untersucht werden. Zur Beantwortung der Frage nach der Kontrollierbarkeit von Stereotyp- und Vorurteilsaktivierungen mittels Zielintentionen oder Vorsätzen, wurden steady state visuell evozierte Potentiale (ssVEPs) sowie ereigniskorrelierte Potenziale analysiert (z.B. N170, P300). Es konnte nachgewiesen werden, dass bereits fairnessbezogene Zielintentionen die Aktivierung von Stereotypen auf neuronaler Ebene beeinflussen (z.B. „Ich will mir einen vorurteilsfreien Eindruck bilden“). So zeigte sich etwa, dass die automatische Genderkategorisierung bereits in einem Zeitfenster von 170 ms durch eine entsprechende Zielintention unterbunden werden kann – indiziert durch die entsprechende Modulation der N170. Dieses Ergebnis belegt, dass bestimmte, als „unvermeidlich“ diskutierte Prozesse der sozialen Wahrnehmung auch relativ schnell unterbunden werden können. Ein anderer Teil der Studien dieses Projekts beschäftigte sich mit der Frage, inwiefern geringe Mengen an Alkohol Einfluss auf die soziale Wahrnehmung (automatische vs. kontrollierte Prozesse) nehmen. Hier wurde von der Hypothese ausgegangen, dass die auf automatischen Prozessen beruhenden Vorsätze weniger stark durch den Konsum von Alkohol beeinträchtigt werden als die auf kontrollierten Prozessen basierenden Zielintentionen. Abschließend wurde untersucht, inwiefern die negativen Konsequenzen eines sozialen Ausschlusses (z.B. bei einer gemeinsam zu bearbeitenden Aufgabe) durch Zielintentionen und Vorsätze kontrolliert werden können, wobei sich zeigte, dass eine Kontrolle mittels Vorsätzen gelingt. Insgesamt haben sich zahlreiche Kooperationen mit anderen Forschungsbereichen, die sich ebenfalls mit der Fragestellung der willentlichen Kontrollierbarkeit automatischer Prozesse auseinandersetzen, ergeben – dies auch über die Grenzen der Forschergruppe hinaus. Insbesondere profitiert hat das Projekt im Austausch mit der Gesamtgruppe von Paradigmen aus der Motivationspsychologie (z.B. zu sozialem Ausschluss und seiner willentlichen Kontrolle) und der Kognitionspsychologie (zur Rolle von zentral exekutiven Funktionen in Bezug auf Grenzen der Absichtlichkeit). Insgesamt konnte das Teilprojekt von den interdisziplinär sehr verschiedenen Vorstellungen bezüglich Intentionalität und deren Grenzen profitieren. So weicht der in den Rechtswissenschaften verwendete Absichtsbegriff deutlich vom Begriff der Intention ab, wie er in der Psychologie verwendet wird. Die exaktere Begriffsbestimmung in der Philosophie (z.B. „intention in action“) hat dazu angeregt, einen neuen Blick auf den Untersuchungsgegenstand zu werfen. Der wichtigste Beitrag des Teilprojekts zur Gesamtforschergruppe ergibt sich durch die Aufschlüsselung der zeitlichen Dimension von verschiedenen Intentionsarten (z.B. wann können Ziele und Vorsätze Einfluss auf die soziale Informationsverarbeitung nehmen?) sowie der Untersuchung von Aufmerksamkeitsprozessen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2008). Number of cues influences the cost of remembering to remember. Memory & Cognition, 36, 149-156
Cohen, A.- L., Jaudas, A., & Gollwitzer, P. M.
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(2008). Self-regulatory strategy and executive control: Implementation intentions modulate task switching and Simon task performance. Psychological Research, 72, 12-26
Cohen, A.-L., Bayer, U. C., Jaudas, A., & Gollwitzer, P. M.
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(2009). Strategic automation of emotion regulation. Journal of Personality and Social Psychology, 96(1), 11-31
Schweiger-Gallo, I., Keil, A., Mc Culloch, K. C., Rockstroh, B., & Gollwitzer, P.
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(2009). When intentions go public: Does social reality widen the intention-behavior gap? Psychological Science, 20, 612-618
Gollwitzer, P. G., Sheeran, P., Michalski, (ehemals Haller) V., & Seifert, A.
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(2010). Defensive engagement and perceptual enhancement. Neuropsychologia, 48(12), 3580-3584
Keil, A., Bradley, M. M., Ihssen, N., Heim, S., Vila, J., Guerra, P., et al.
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(2011). Intentions and Their Limits: Perspectives in Psychological Science. Social Psychology, 42, 85-92
Suchodoletz, A., v. & Achtziger, A.
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(2011). N400 and LPP in Spontaneous Trait Inference. Brain Research, 1418, 83-92
Baetens, K., Van der Cruyssen, L., Achtziger, A., Vandekerckhove, M., & Van Overwalle, F.
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(2011). Social vision: sustained perceptual enhancement of affective facial cues in social anxiety. Neuroimage, 54(2), 1615-1624
McTeague, L. M., Shumen, J. R., Wieser, M. J., Lang, P. J., & Keil, A.
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(2012). Committing oneself to implementation intentions: Attention and memory effects for selected situational cues. Motivation and Emotion,36, 287-300
Achtziger, A., Bayer, U. C., & Gollwitzer, P. M.
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(2012). Meta-Cognitive Processes in Self-Regulation. In P. Brinol & K. DeMarree (Eds.), Social Meta-Cognition. Frontiers of Social Psychology (S. 121- 139). New York: Psychology Press
Achtziger, A., Martiny S., Gollwitzer, P. M., & Oettingen, G.
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(2012). The specificity of prospective memory costs. Memory, 20(8), 848-864
Cohen, A-L., Jaudas, A., Hirschhorn, E., Sobin, Y., & Gollwitzer, P. M.
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(2014). The neural basis of belief updating and rational decision making. Social cognitive and affective neuroscience, 9(1), 55-62
Achtziger, A., Alós-Ferrer, C., Hügelschäfer, S., & Steinhauser, M.