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Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte von Eugenio Pacelli (1917-1929)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 55088291
 
Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII. (1939-1958), ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: für die einen "Hitler's Pope" (John Cornwell), für die anderen "größter jemals lebender Wohltäter des jüdischen Volkes" (Pinchas Lapide). Die nicht enden wollenden, oft hitzigen Diskussionen um seine Person und allgemein die Vergangenheit der katholischen Kirche zeigen, wie wichtig diese Themen bis heute für das Selbstverständnis der Katholiken in der Bundesrepublik Deutschland sind.Dass Pacelli bereits als Nuntius in Deutschland von 1917 bis 1929 und dann als Kardinalstaatssekretär bis zu seiner Papstwahl am 2. März 1939 die vatikanische Politik maßgeblich mitbestimmte, wird bei der Einordnung seines "Schweigens" zum Holocaust meist nicht ausreichend berücksichtigt. Dabei dürften gerade die zwölf deutschen Jahre seine personellen Netzwerke, seine Wahrnehmungs- und Handlungsmuster und damit auch seine Politik als Papst besonders auch gegenüber dem "Dritten Reich" entscheidend geprägt haben. Seit Februar 2003 beziehungsweise September 2006 sind im Vatikanischen Geheimarchiv die detaillierten Berichte zugänglich, die manchmal sogar mehrmals täglich aus den Nuntiaturen in München und Berlin, der Drehscheibe vatikanischer Europa- und Weltpolitik, nach Rom gesandt wurden.Diese Berichte sind mehr als Teil der Vorgeschichte des "Schweigens" von Pius XII.: Sie stellen das wichtigste zusammenhängende Quellenkorpus zum deutschen Katholizismus der Weimarer Zeit dar. Sie eröffnen eine neue Perspektive auf die Entwicklung und die Rolle der katholischen Kirche in der Weimarer Republik, aber auch auf Politik und Alltagskultur dieser Jahre in Deutschland und Europa. Außerdem geben sie Aufschluss über die Entscheidungsprozesse, Strukturen und personellen Netzwerke der Nuntiatur. Die klassische Grundlagenforschung des Projekts ist daher nicht nur für die Geschichtswissenschaft und die Theologie relevant, sondern beispielsweise auch für die Philologie sowie die Rechts-, Politik- und Kulturwissenschaften. Die Berichte Pacellis (etwa 5.400), aber auch die Weisungen aus Rom an den Nuntius in Deutschland (etwa 4.100), werden mit dem Vatikanischen Geheimarchiv und dem Deutschen Historischen Institut Rom komplett mit Anlagen (etwa 5.500) erfasst, kritisch ediert, kommentiert, ausgewertet und Wissenschaftlern ebenso wie einer breiteren, internationalen Öffentlichkeit unter www.pacelli-edition.de zugänglich gemacht. Die Edition (insgesamt etwa 19.500 Dokumente) fühlt sich dem Prinzip des Open Access verpflichtet und nutzt konsequent die technischen Möglichkeiten einer webbasierten Datenbank. So werden die Kommentare vielfältig verlinkt und verschiedene Bearbeitungsstufen eines Dokuments mithilfe eines "Layermodells" farbig dargestellt. Das Projekt leistet durch solche innovativen, in Kooperation mit Informatikern entwickelten Lösungen auch einen Beitrag zur Entwicklung der technischen Forschungsinfrastruktur in den Geisteswissenschaften.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Kooperationspartner Professor Dr. Martin Baumeister
 
 

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