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Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte von Eugenio Pacelli (1917-1929)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 55088291
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII. (1939-1958), ist noch immer eine der umstrittensten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Für die einen „Hitler’s Pope“ (John Cornwell), der zum Völkermord und der Shoah schwieg, für die anderen „größter jemals lebender Wohltäter des jüdischen Volkes“ (Pinchas Lapide), der viele Juden vor dem sicheren Tod rettete. Das internationale wissenschaftliche und mediale Interesse an der Öffnung der Bestände seines Pontifikats am 2. März 2020 hat eindrücklich gezeigt, wie wichtig die Diskussion um seine Person und die Vergangenheit der katholischen Kirche bis heute ist. Dass Pacelli aber bereits als Nuntius und später als Kardinalstaatssekretär die vatikanische Politik maßgeblich mitbestimmte, wurde bei der Einordnung seines „Schweigens“ zum Holocaust bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts meist nicht ausreichend berücksichtigt. Die „Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte von Eugenio Pacelli (1917-1929)“ hat die Berichte Pacellis in Entwurf und Ausfertigung, die Weisungen der Römischen Kurie und die entsprechenden Anlagen im Volltext online ediert und so die Forschungsperspektiven im letzten Jahrzehnt maßgeblich erweitert. Dazu stehen auf der Webseite www.pacelli-edition.de 20.848 Dokumente open access kritisch ediert, kommentiert und ausgewertet zur Verfügung. Die Forschungsdaten werden über das DHI Rom sowie über die ULB Münster angeboten. Zahlreiche, auf der Edition aufbauende Publikationen belegen, dass sie nicht nur für Geschichtswissenschaft und Theologie, sondern auch für die Philologie sowie die Rechts-, Politik- und Kulturwissenschaften relevant ist. Die Edition stellt das wichtigste zusammenhängende, aus einer Außenperspektive verfasste Quellenkorpus zum deutschen Katholizismus der Weimarer Zeit dar. Pacellis „römischer Blick“ eröffnet neue Perspektiven auf Politik und Alltagskultur dieser Jahre in Deutschland und Europa und gibt Aufschluss über Entscheidungsprozesse, Strukturen und personelle Netzwerke der Nuntiatur und der Römischen Kurie. Das Vorhaben war von Beginn an als digitale Edition konzipiert. Mutet eine solche Förderung digitaler Projekte in den Geisteswissenschaften durch die DFG im Jahr 2021 selbstverständlich an, so war dies vor 15 Jahren ohne Frage innovativ. Das Projekt übernahm innerhalb der Scientific Community eine Vorreiterrolle, nicht zuletzt durch die enge Zusammenarbeit zwischen Geisteswissenschaft und Informatik sowie die Entwicklung des Layer-Modells. Die Pacelli-Edition wurde zur Grundlage für die Förderung der „Kritischen Online-Edition der Tagebücher Michael von Faulhabers (1911-1952)“ durch die DFG als auch für das Projekt der WWU Münster „#askingthepopeforhelp. Jüdische Opfer des NS-Regimes in den Quellen des Vatikans. Eine Online-Edition“ durch die Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“.

 
 

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