Detailseite
Religion zwischen Fundamentalismus und Säkularisierung – die (Re-)Politisierung von Religion
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Sigrid Roßteutscher; Professor Claudius Wagemann, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Politikwissenschaft
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 439346934
Dieses Projekt untersucht, wie religiöse Organisationen auf die Herausforderungen der Säkularisierung reagieren und damit möglichweise zur zunehmenden sozialen und politischen Spaltung der deutschen Gesellschaft beitragen. Wir untersuchen religiöse Organisationen, da sie besonders unter Druck stehen und die Säkularisierung für sie nicht nur irgendeine Krise ist, sondern ihre gesamte Existenz in Frage stellt. Wir gehen davon aus, dass einige lokale Gemeinschaften das traditionelle „Business as usual“ betreiben („Attenuation“), während sich andere für politisierte Antworten entscheiden, indem sie sich an den liberal-säkularen Mainstream anpassen oder, alternativ, indem sie sich diesem Trend aktiv widersetzen und konservativ-fundamentalistische Positionen betonen (zwei Strategien der „Innovation“). Wir gehen davon aus, dass sich dies nicht zwischen, sondern innerhalb religiöser Konfessionen unterscheidet. Die Studie wird wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie Organisationen auf existenzbedrohenden Stress reagieren und, in einem zweiten Schritt, was dies für ihrer interne Kohärenz bedeutet sowie mögliche Gewinne und Verluste an Mitgliedern („Closure“). Wir gehen davon aus, dass die Reaktion religiöser Organisationen abhängt ist von i) den Präferenzen der lokalen religiösen Führung, ii) der sozialen und politischen Zusammensetzung der (aktiven) Mitglieder, iii) der Einbettung und Anhängigkeit von Hierarchien sowie iv) der soziopolitischen Zusammensetzung des engeren lokalen Umfelds. Darüber hinaus werden wir untersuchen, wie repräsentativ religiöse Organisationen (Leitung und aktive Mitglieder) im Vergleich zur deutschen Bevölkerung im Allgemeinen sind. So können wir analysieren, ob religiöse Organisationen die Gesellschaft als Ganzes in Bezug auf politische Einstellungen oder Verhalten widerspiegeln oder ob sie politische Nischen darstellen, d.h. die Gesellschaft insgesamt kaum mehr beeinflussen können. Wir folgen einer mehrdimensionalen Analysestrategie, wobei die lokalen religiösen Organisationen im Zentrum unserer Aufmerksamkeit stehen und unsere wichtigsten Beobachtungseinheiten bilden. Wir werden Daten für katholische, evangelische, christlich-freikirchliche, muslimische und jüdische Gemeinden in Deutschland erheben. Diese Datenerhebung umfasst originäre Umfragedaten für die einzelnen Gemeinden, mittels Fragebögen für die Gemeindeleiter*innen und aktive Mitglieder. Dies wird ergänzt durch geographische Daten zum lokalen Umfeld und die Analyse von Online-Textdokumenten, die von der übergeordneten Hierarchieebene veröffentlicht wurden. Durch die Beteiligung am RISS Politicized Identity Survey werden wir aktive Mitglieder religiöser Organisationen mit der deutschen Gesellschaft im Allgemeinen vergleichen können.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
