Bibliotheken und Archive im Verbund mit der Forschung: Datenbankgestützte Erfassung, Erforschung und digitale Präsentation der Damaszener Familienbibliothek Refaiya in der Universitätsbibliothek Leipzig
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Refaiya-Projekt wurde 2008 bis 2013 in Kooperation von Orientalischem Institut, Universitätsbibliothek und Universitätsrechenzentrum Leipzig durchgeführt. Es widmete sich der wissenschaftliche Erforschung, datenbankgestützten Erschließung und digitalen Präsentation der arabisch-islamischen Privatbibliothek der Familie Rifā‘ī aus Damaskus. Diese 488 Bände umfassende und bis ins 19. Jahrhundert über mehrere Generationen hinweg vererbte Bibliothek, die den Namen „Refaiya“ (Rifā‘īya) trägt, wird in der Universitätsbibliothek Leipzig aufbewahrt. Es handelt sich dabei um ein wohl einmaliges Beispiel einer geschlossenen, traditionellen arabisch-islamischen Familienbibliothek, welche 1853 durch den Verkauf nach Deutschland unversehrt im historischen Bestand gesichert werden konnte. Die informationstechnische Erfassung der Refaiya-Handschriften stützte sich auf die 2006 bis 2008 im DFG-geförderten „Pilotprojekt zur datenbankgestützten Erschließung und digitalen Bereitstellung der neu erworbenen arabischen und persischen Handschriften der Universitätsbibliothek Leipzig“ (2006–2008) erarbeitete Datenbank (www.islamicmanuscripts.net) und entwickelte sie anwendungsbezogen und technisch weiter. So entstanden zwei integrierte Datenbanken für Sekundäreinträge und Bucheinbände. Durch vertraglich fundierte Kooperationen mit der Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin sowie mit der Handschriftenorganisation TIMA (The Islamic Manuscript Association) setzt die Datenbank nicht nur in Deutschland, sondern international neue Maßstäbe bei der Erfassung und Präsentation islamischer Handschriften. Über diese Errungenschaften hinaus wurde im Projekt die Geschichte der Refaiya in ihrem kulturellen Umfeld erforscht. Die leitende Methode, die hier erstmals überhaupt in großem Maßstab praktiziert wurde, war die Erfassung und Auswertung von Sekundäreinträgen. Dazu wurde eine weit über das Refaiya-Projekt hinausreichende Datenbasis angelegt und genutzt. Die Forschung zur Refaiya ist in mehreren substantiellen Publikationen und in einer abgeschlossenen Dissertation dokumentiert. Das Refaiya-Team gestaltete zum Projektabschluss eine über Leipzig hinaus in Fachkreisen und Medien beachtete Ausstellung in der Universitätsbibliothek Leipzig. Die Ausstellung (April–August 2013) ist in einem begleitenden Katalog dokumentiert.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Digitalisierung fremdsprachlicher Texte bei der Anwendung normierter Transcriptionssysteme. In: Proceedings: Generation International – die Zukunft von Information, Wissenschaft und Profession. Frankfurt/M. 2009, S. 129–134
Hanstein, Thoralf / Kupferschmidt, Jens / Scharsky, Alfred
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Die Rifā῾īya. Neue Forschungen zur Geschichte einer Familienbibliothek aus dem osmanischen Damaskus. In: Thomas Fuchs / Christoph Mackert / Reinhold Scholl (Hgg.): Das Buch in Antike, Mittelalter und Neuzeit. Sonderbestände der Universitätsbibliothek Leipzig. Wiesbaden 2012, S. 265–279
Liebrenz, Boris
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Lese- und Besitzvermerke in der Leipziger Rifā῾īya-Bibliothek. In: Manuscript notes as documentary sources. Hrsg. von Andreas Görke / Konrad Hirschler. Beirut 2012, S. 141–162
Liebrenz, Boris
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Refaiya 1853 – Buchkultur in Damaskus. Mit Beiträgen von Boris Liebrenz, Philipp Moosdorf, Anke Scharrahs und Beate Wiesmüller. Katalog zur Ausstellung, Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2013
Klemm, Verena (Hg.)
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The library of Aḥmad al-Rabbāṭ. Books and their audience in 12th to 13th / 18th to 19th century Syria. In: Elger, Ralf / Ute Pietruschka (Hgg.): Marginal perspectives on Early Modern Ottoman culture. Missionaries, travelers, booksellers. Halle 2013, S. 17–59
Liebrenz, Boris