'Unnatürliches' Erzählen in postmodernen Dramen, Romanen und Filmen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Dieses Projekt untersucht die Bedeutung von unnatürlichen, also physikalisch und logisch unmöglichen, Szenarien in britischen und amerikanischen Romanen und Dramen. Es zeigt auf, wie postmoderne Erzähltexte über unsere gewohnten Wahrnehmungsraster hinausgehen und diese oftmals radikal in Frage stellen. Beispiele von Unnatürlichkeit sind Geschichten, die von einem Atom, einem Spermium, einem alten Pferd, einem allwissenden Ich-Erzähler oder aus dem Jenseits erzählt werden; rückwärts gerichtete Zeitabläufe; die Projektion mehrerer, sich aber widersprechender Handlungsabläufe; ontologisch instabile Figuren die sich in andere verwandeln; Schauplätze die sich ausdehnen, schrumpfen oder architektonisch unmöglich sind; usw. Die zentrale Frage hierbei ist, wie der menschliche Verstand mit solchen verstörenden Szenarien umgeht. Das Projekt entwickelt auf der Grundlage der kognitiven Erzähltheorie (Fludernik, Herman, Jahn) und der possible-worlds theory (Dolezel, Pavel, Ronen, Ryan) Lesestrategien die Lesern helfen sollen, unnatürliches Erzählen zu erklären und interpretatorisch zu fassen. In einem zweiten Schritt zeigt das Projekt auf, dass Erzähltexte seit der altenglischen Literatur schon immer Situationen und Ereignisse projiziert haben die in der wirklichen Welt unmöglich sind und argumentiert, dass genau dieser Umstand Literatur spannend macht.