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Der Einfluss von probiotischen Bakterien auf die orale Mikroflora sowie den oralen/dentalen Biofilm

Fachliche Zuordnung Zahnheilkunde; Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 60024826
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Probiotika sind bezüglich ihrer positiven Wirkung im Verdauungstrakt (Darmflora) mittlerweile intensiv erforscht. Aktuell findet man zahlreiche Studien, die sich mit Prävention und Therapie gastrointestinaler Krankheiten, aber auch darüber hinaus mit den Allergie-präventiven Eigenschaften bzw. einer positiven Beeinflussung der Immunabwehr durch diese Mikroorganismen befassen. Sie können damit den „funktionellen Nahrungsmitteln“ zugeordnet werden, denen über den Nährstoffgehalt hinaus das Potential zur Steigerung des Wohlbefindens und zum Erhalt der Gesundheit zugesprochen wird. Im Bereich der Zahnmedizin sind Probiotika bisher nur wenig untersucht, obwohl auch die Mundhöhle ein komplexes bakterielles Ökosystem darstellt und damit ähnliche Bedingungen herrschen wie im Darmtrakt. Bei Betrachtung der Studienlage zum Nutzen von Probiotika zeigt sich allerdings, dass viele Daten entweder auf In vitro- oder Tier-Versuchen (Rattenmodelle) basieren oder bei Kindern oder jungen Erwachsenen durchgeführt wurden. Auf der Suche nach Erklärungen für die teilweise gezeigten Reduktionen des Kariesrisikos oder von bestimmten parodontal-pathogenen Keimen zeigt sich, dass Untersuchungen zur Zusammensetzung des In situ-Biofilms nach Probiotika-Gabe sowie mikrobiologische Ansätze, vor allem bei Erwachsenen mit einer relativ stabilen Residentflora fehlen. Vor diesem Hintergrund sollten mittels eines etablierten Schienensystems in der Mundhöhle standardisiert Biofilme gesammelt werden, die einmal ohne Zuführung probiotischer Bakterienstämme und einmal unter regelmäßiger Zufuhr eines Bakterienstammes über 28 Tage stattfinden. Ziel dieser Untersuchung war es, Aufschluss darüber zu erhalten, ob sich solche Bakterienstämme in der Mundhöhle von Erwachsenen etablieren können und ob sie einen Einfluss auf die orale/dentale Biofilmbildung bzw. die Zusammensetzung, Dicke und Vitalität des Biofilms haben. Die Ergebnisse der FISH-Technik zeigten, dass sich weder im Speichel noch im Biofilm probiotische Bakterien etablieren oder persistieren können. Es zeigten sich zwischen Screening-, Einnahme- und Auskling-Phase keine signifikant unterschiedlichen Anteile an den probiotischen Bakterien. Es gab auch keine signifikanten Unterschiede zwischen dem 24 und 72 Stunden alten Biofilm bzw. dem Speichel nach 24 und 72 Stunden. Dies wurde ebenfalls durch die Keimzahlen der klassischen Mikrobiologie bestätigt. Insgesamt zeigten sich im Speichel sowohl bei der FISH-Methode als auch bei den Keimzahlen auf den Agar-Platten etwas höhere (aber nicht signifikante) Werte als im Biofilm. Prinzipiell ist aufgrund einer durchschnittlichen Speichelfließrate von 1 ml/min eine Retention von probiotischen Bakterien nach dem Konsum probiotischer Produkte nur dann möglich, wenn diese Bakterien an die Zahnhartsubstanz adhärieren oder mit anderen Mikroorganismen des supragingivalen Biofilmes koaggregieren. Es kam bei den vorliegenden Untersuchungen zwar weder in der Einnahme- noch in der Auskling-Phase zu einem Einbau der probiotischen Bakterien in den Biofilm, dennoch ist es während der Einnahme bei allen Produkten zu signifikanten Änderungen bei den Streptokokken-Zahlen gekommen, die sich in der Ausklingphase noch verstärkten. Auf die sekretorische IgA (im Speichel) konnte keine Wirkung detektiert werden.

 
 

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