Ein Schlüssel zum Verständnis von San Marco in Venedig: Die Bau- und Restaurierungsgeschichte der Nordseite.
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die nördliche Zone von San Marco hat sich als eine Schlüsselstelle zum Verständnis dieses bedeutenden Bauwerks erwiesen. Die Befunderhebung der Bauforschung in bislang nicht zugänglichen Bereichen erlaubt gesicherte Aussagen über die komplizierte Entstehungsgeschichte dieser Gebäudezone. Die systematische Auswertung der schriftlichen und bildlichen Bestände zu früheren Restaurierungen in Archiven in Venedig, Rom und Wien erschließt äußerst aussagekräftiges Material, das bisher nicht zugänglich war. Es gibt Einblick in verlorene, veränderte oder aktuell nicht einsehbare Baubefunde. Detailliert dokumentiert sind die Veränderungen der Fassadenhaut während der Eingriffe des 19. Jh., aber auch in vielen Bereichen der Vorzustand. Damit ist eine solide Grundlage für die weitere kunsthistorische Beschäftigung mit der Nordfassade gelegt. Trotz zahlreicher Veränderungen finden sich viele Spuren der Baugeschichte, die bis in das 9. Jh. zurückreichen. Sie machen die sukzessive Baugenese der Anräume des Nordquerhauses mit der Errichtung der Contarini-Basilika (ab 1063) nachvollziehbar. In der Nordwand der heutigen Isidor-Kapelle konnten Reste der verschwundenen Theodor-Kirche aus der Zeit um 820 nachgewiesen werden, wohingegen ihre Südwand mit den Strebemauern nach Norden Teil des Contarini-Baus ist. Damit müssen alle bisher von der Forschung vorgelegten Rekonstruktionsversuche korrigiert werden. Der Übergangsbereich der ehemaligen 'Kirchenfamilie' Theodorkirche/Markuskirche wurde in mehreren Schritten während des 12. Jh. in die Markuskirche inkorporiert. Verschiedene Zugänge und zahlreiche Bestattungen unterstreichen die intensive Nutzung der Räume am Nordquerhaus vor der Umgestaltung zu Kapellen im 14. und 15. Jh. Die ausgedehnte Nutzung der nördlichen Bereiche und des vorgelagerten Platzes als Begräbnisstätte in der Frühzeit führt einen bislang übersehenen Aspekt in die Erforschung der Markuskirche ein, der erhebliche Konsequenzen für die Bestimmung der Funktion der venezianischen Staatskirche haben wird. Zuletzt bleibt festzuhalten, dass der Nordnarthex bereits beim Bau der Contarini-Basilika geplant war, seine Fertigstellung allerdings in mehreren Etappen erfolgte. Die Ergebnisse erweitern und korrigieren den Stand der bisherigen San Marco- Forschung in wesentlichen Aspekten und dürften ihn auf ein solides Fundament stellen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Behind the Facade of Saint Mark's, in: german research magazin of the Deutsche Forschungsgemeinschaft, pp. 16-20
Schuller, Manfred / Uetz, Karin
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Hinter der Fassade von S. Marco, in: forschungen 1/2006, Magazin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, pp. 16-20
Schuller, Manfred / Uetz, Karin
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Progetti e procedere dell'adattamento architettonico di San Marco nel Duecento, in: Quarta Crociata. Venezia – Bisanzio – Impero latino. Relazioni presentate alle giornate di studio (Venezia, 2-8 maggio 2004), hrsg. v. G. Ortalli, G. Ravegnani, P. Schreiner, Venedig 2006, pp. 825-855
Schuller, Manfred / Uetz, Karin
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San Marco alla luce dell'archeologia dell'architettura. Primi risultati della Bauforschung alla facciata settentrionale, in: Quaderni della Procuratoria di San Marco a Venezia 1 (2006), pp. 54-60
Schuller, Manfred / Uetz, Karin
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L'arredo e le sculture della cappella: un linguaggio veneziano antico per l'arca di Sant'Isidoro, in: Quaderni della Procuratoria. Arte, storia, restauri della Basilica di San Marco a Venezia 3 (2008), pp. 35-47
Dellermann, Rudolf
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Sulle tracce della genesi architettonica più remota di San Marco: La zona settentrionale del transetto, in: Venezia Arti 19/20 (2005/2006, ersch. 2008), pp. 17-34
Schuller, Manfred / Uetz, Karin
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Le tombe del vescovo Hermann II (1170-1177) a Bamberga e nel battistero di San Marco, in: Quaderni della Procuratoria. Arte, storia, restauri della Basilica di San Marco a Venezia 4 (2009), pp. 93-95
Dellermann, Rudolf