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Zentralprojekt

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 25905063
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Cultural Property ist ein Konzept mit weitreichenden Folgen. Das Interesse, Cultural Property dem Markt zuzuführen oder dies zu verhindern und hierdurch kollektiven oder individuellen, ideologischen oder ökonomischen Gewinn zu schaffen, gestaltet sich unter den stark divergierenden Bedingungen, die Akteure in einer postkolonialen, spätmodernen Welt vorfinden, schwierig. Die Forschergruppe befasste sich mit den Prozessen, die Cultural Property im Spannungsfeld von kulturellen, wirtschaftlichen, juristischen und gesellschaftspolitischen Gemengelagen erzeugen. Durch den Fokus auf Akteure, Diskurse, Kontexte und Regeln, die zur unterschiedlichen Konstituierung von Cultural Property führen, zeigte die Forschergruppe die dem Konzept inhärente Problematik auf und trug zur Erklärung und zum Verstehen dieses Phänomens bei. Dies bedurfte des bisher noch kaum versuchten Neben- und v.a. Miteinanders von Kompetenzen aus den beteiligten Wissenschaften. Die Forschergruppe setzte sich zusammen aus Fachwissenschaftler_innen aus Kultur- und Sozialwissenschaften sowie Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, qualitative Studien zu verschiedenen Konstituierungsformen und -ebenen von Cultural Property mit theoretischen Modellen zur wirtschaftlichen und rechtlichen Institutionenbildung zusammenzuführen. Der notwendige holistische Zugriff auf Theorie und Praxis von Cultural Property führte durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu einer produktiven gegenseitigen Erweiterung der Wissensbasis um zentrale Erkenntnisinteressen und methodische Zugriffe. In den hermeneutisch orientierten Kulturwissenschaften entstanden differenzierte, qualitative Fallstudien zu Inwertsetzungsprozessen mittels dreier Instrumente: die UNESCO Kulturerbe Konventionen, die v.a. in der EU genutzten geographischen Indikationen, und der UNESCO Konvention zum illegalen Kulturgütertransfer. Parallel wurde das Ringen um Instrumente zur Etablierung von Cultural Property im Rahmen des Feldes der intellektuellen Eigentumsrechte dokumentiert und der Einfluss dieses Prozesses auf weitere Policy Arenen auf verschiedenen Ebenen analysiert. Die Konfrontation eines flexiblen Kulturkonzeptes, einsetzbar für unterschiedlichste Ziele, mit steten Versuchen, Wert und Eigentumsanspruch zu normieren, konnte so beispielhaft herausgearbeitet und vergleichenden Analysen zugeführt werden. Die normativ arbeitenden Rechts- und Wirtschaftswissenschaften arbeiteten die jeweiligen Grenzen, Differenzen und Potentiale vorhandener Instrumente und deren Potentiale für Institutionenbildung heraus. Besonders deutlich gelang dies mit dem Instrument der sui generis Rechte, die je nach Anlage und Auslegung sowohl Schutz wie Anreiz zur Investition für potentielle Kultureigentümer bieten. Anhand der Arbeit zu Cultural Property wurde, gefördert und bedingt durch die Interdisziplinarität, die Behebung von konzeptuellen Wissensdefiziten sowohl in den beteiligten Fachwissenschaften wie auch rund um Cultural Property in verschiedenen Öffentlichkeiten angestrebt. Die soziale Komplexität von Interdisziplinarität selbst wurde ebenfalls untersucht und theoretisiert. Durch die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Wissenschaftler_innen gelang der Forschergruppe eine interdisziplinäre Vernetzung über mehrere Kontinente, die über die geförderte Zeitspanne hinweg nachhaltigen Bestand hat und weitere Forschungen anregt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Culture and Property. Ethnologia Europaea 39(2)(2009) (special issue)
    Bendix, R. und V. Hafstein (eds.)
    (Siehe online unter https://doi.org/10.16995/ee.1049)
  • Die Konstituierung von Cultural Property: Forschungsperspektiven. Göttinger Studien zu Cultural Property, Bd. 1. Göttingen: Universitätsverlag Göttingen, 2010
    Bendix, R., Bizer, K. und Groth, S., Hrsg.
  • Traditional Culture: How does it work? CP101 Concepts and Institutions in Cultural Property Working Paper 1/2010
    Noyes, Dorothy
  • What is a Property Right? CP101 Concepts and Institutions in Cultural Property Working Paper 2/2010
    Bizer, Kilian
  • Kulturelle Eigentumsrechte im EU-Herkunftsschutzsystem: Cui bono? CP101 Concepts and Institutions in Cultural Property Working Paper 4/2012 (PDF)
    Sidali, Katia Laura; Spiller, Achim
  • Árbediehtu – Traditionelles Wissen. Samische Kultur als Eigentum: Eine diskursanalytische Betrachtung. CP101 Concepts and Institutions in Cultural Property Working Paper 3/2012
    Luttmann, Juliane
  • Deutsche Kulturförderung unter dem Einfluss des Europarechts: Die Diskussion um die umsatzsteuerrechtliche Privilegierung von Kunstverkäufen in Deutschland. CP101 Concepts and Institutions in Cultural Property Working Paper 6/2013
    Sven Mißling
  • How do Slow Food members perceive GI-regimes? Evidence from Germany, Italy and Brazil. CP101 Concepts and Institutions in Cultural Property Working Paper 5/2013
    Sidali, Katia Laura; Dörr, Andréa Cristina; Zulian, Aline; Radic, Ivana
  • Den Dom im Blick. Hochhäuser im Diskurs um das kulturelle Erbe in Europa am Beispiel der Stadt Köln CP101 Concepts and Institutions in Cultural Property Working Paper 7/2014
    Natalie Zaika
  • Kultur als Eigentum: Querschnitte und Fallstudien. Göttinger Studien zu Cultural Property, Bd. 9. Göttingen: Universitätsverlag Göttingen, 2015
    Groth, S., Bendix, R.F., Spiller, A., Hrsg.
  • Sustaining Interdisciplinary Collaboration: A Guide for the Academy. Urbana: University of Illinois Press (März 2017)
    Bendix, Regina F., Kilian Bizer, Dorothy Noyes
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5406/jamerfolk.132.523.0079)
 
 

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