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Bürgerinnen und ihre Familien im hellenistischen Milet. Untersuchungen zur Rolle von Frauen und Mädchen in der Polisöffentlichkeit.
Antragstellerin
Professorin Dr. Linda-Marie Günther
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 70510183
Voraussetzung für eine sozial- und kulturgeschichtliche Studie zum hellenistischen Milet (Kleinasien), die ihr besonderes Augenmerk auf die Haushalte/'oikoi' und in diesen auf die weiblichen Mitglieder lenkt, ist das einzigartig umfangreiche - und inzwischen vollständig publizierte - epigraphische Quellenmaterial: Archivierte Listen informieren direkt über geographische Herkunft, indirekt über Familienstrukturen von Neubürgern. In diesen und anderen Inschriften der Stadt begegnen Frauen - vom noch nicht heiratsfähigen Mädchen bis zur betagten Witwe - in ihren sozialen und ökonomischen Lebensbedingungen. Während einige Dokumente (z.B. die sog. Kretereinbürgerungen) immer wieder behandelt und wohl bekannt sind, steht eine systematische Untersuchung aller Funde für die politische Rolle von Frauen in einer ,fortschrittlichen' hellenistischen Polis-Gesellschaft aus und soll hier geleistet werden. Mit der umstrittenen ,Bürgerqualität´ von Frauen - d.h. ob in Milet (wie im klassischen Athen) Bürgerin nur sein konnte, wessen beide Großväter bereits das Bürgerrecht hatten - hängen offene Probleme zusammen: die soziale Deklassierung ,unehelicher' Kinder, das Gelingen einer Integration ins Bürgerrecht hereingeholter Personen. Ebenso ist zu fragen, ob die Neubürger bereits zuvor als Metöken ansässig waren oder ob sie ad hoc aus der Fremde übersiedelten, ggf. auch, ob sie bereits vor ihrer Einbürgerung in der Stadt Verwandte hatten. Dies ist hinsichtlich der 'typischen' hellenistischen Mobilität von Interesse und macht den direkten Bezug zum SPP ,Die hellenistische Stadt als Lebensraum' evident.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme