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Population biology of two threatened socially parasitic ants

Fachliche Zuordnung Evolution, Anthropologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 71165326
 
Sozialparasitische Ameisen nutzen Arbeiterinnen anderer Ameisenkolonien, um ihre eigenen Nachkommen aufzuziehen. Die faszinierenden Verhaltensweisen bei Koloniegründung, Eliminierung der Wirtskönigin und „Sklavenraubzügen", sowie die Koevolution zwischen Sozialparasiten und ihren Wirten beschäftigten bereits Darwin. Aufgrund ihrer Lebensweise sind Sozialparasiten äußerst selten und nahezu alle Sozialparasiten werden von IUCN und nationalen Roten Listen als bedroht eingestuft. Nichtsdestotrotz fehlen Untersuchungen zur aktuellen Gefährdung dieser interessanten und seltenen Ameisen. Wir beabsichtigen, die Populations- und Koloniestruktur zweier eng verwandter Arten mit unterschiedlicher Lebensweise, des aktiven Sklavenhalters Myrmoxenus ravouxi und des „degenerierten" Sklavenhalters M. kraussei, vergleichend zu analysieren. Myrmoxenus ravouxi ist eine der wenigen in Deutschland vorkommenden Sklaven haftenden Ameisen. Sie wurde hier bislang nur in vereinzelten, trocken-warmen Gebieten in dichten Populationen ihrer Temnothorax Wirtsameisen nachgewiesen (Seifert 1995, 2007) und gilt überall in Mitteleuropa als gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Königinnen gründen neue Kolonien nach einem Ausbreitungs- und Paarungsflug. Die Arbeiterinnen rauben Puppen aus benachbarten Wirtsnestern, um die Anzahl der Wirtsarbeiterinnen im eigenen Nest zu erhöhen. M. kraussei aus Südfrankreich und Norditalien ist im Gegensatz dazu ein „degenerierter" Sklavenhalter, d.h., die Königinnen produzieren fast ausschließlich Geschlechtstiere und so wenige Arbeiterinnen, dass Sklavenraubzüge nicht möglich sind. Jungköniginnen verpaaren sich mit ihren Brüdern im elterlichen Nest. Die verschiedenen Lebensweisen beeinflussen Populationsstruktur und Aussterberisiko der Sozia I parasite n und die Belastung der Wirtspopulation in unterschiedlicher Weise. Wir beabsichtigen daher, die genetische Struktur einiger Populationen beider Arten und ihrer Temnothorax-W\rte durch Mikrosatelliten-Analysen und Sequenzierung von mitochondrialen und Kerngenen aufzuklären. Insbesondere sollen die lokale genetische Variabilität, Genfluss zwischen Populationen, die Produktion diploider Männchen, die Auswirkung von Inzucht und das Muster der Wirtsnutzung bestimmt werden. Letztlich sollen diese Daten dabei helfen, festzustellen, wie stark die Populationen von Myrmoxenus und anderen Sklavenhaltern mit ähnlicher Lebensweise vom Aussterben bedroht sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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