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Dynamisches Binden im Gedächtnis: Abwärts und aufwärts gerichtete Modulation des Gedächtniszugriffs

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 72271137
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Über die Detailergebnisse hinausgehend kann man aus unseren Studien über die dynamische Modulation des visuellen Gedächtniszugriffs einige globale Schlussfolgerungen ziehen. Erstens, visuelle Gedächtnisrepräsentationen von Objekten sind mindestens Exemplarwahrscheinlich aber sogar Item-spezifisch. Dazu tragen beide Hemisphären bei, denn die Effekte treten sowohl nach einer links- als auch rechts-hemisphärischen Erstverarbeitung auf, wie dies bei Präsentation im rechten bzw. linken visuellen Gesichtsfeld geschieht. Zweitens, Effekte der sensorischen Ähnlichkeit zwischen Lern- und Testreiz finden sich deshalb auch in den elektrophysiologischen Korrelaten des Wiedererkennens: dem frühen frontalen alt-neu Effekt (FN400) als auch dem späten parietalen alt-neu Effekt. Da auch der frühe Effekt ein solches Muster zeigt, ist die FN400 kein Korrelat des konzeptuellen Primings, wie dies einige Autoren behaupten. Unsere Daten sprechen eher für die Interpretation dieser Komponente als Korrelat von Vertrautheit, wie es Vertreter des Zwei-Prozess Modells des Wiedererkennens sehen. Drittens, die Effekte der sensorischen Ähnlichkeit sind top-down moduliert und sie sind dies in größerem Ausmaß als ursprünglich angenommen. Auch Vertrautheit wird somit nicht direkt im aufwärts gerichteten Prozess „berechnet“, sondern die Merkmale werden angepasst an die Aufgabe gewichtet. Viertens, implizite Tests zeigen frühe (N350) und späte posteriore alt-neu Effekte, die Exemplarspezifisch sind. Aber auch hierbei werden Merkmale so gewichtet, dass die für eine Kategorisierung irrelevanten Merkmale in impliziten Aufgaben ignoriert werden. Dies gilt selbst dann, wenn die „Objekte“ Unikate sind – solche Objekte können keine generischen Konzepte adressieren – und Wiederholungseffekte deshalb vollständig auf der episodischen Gedächtnisspur basieren müssen. Das visuelle Gedächtnis ist deshalb zwar einerseits Item-spezifisch, aber andererseits adaptiv, indem es die Merkmalsgewichtung situationsabhängig anpasst. Vermutlich moderiert der task set einen gating Mechanismus, der entsprechend der Aufgabe Merkmale gewichtet und die Gewichte werden vor der Reizdarbietung „gesetzt“. Dadurch kann die Modulation sehr schnell greifen, denn die Effekte sind bereits 200–300 ms nach Reizpräsentation sichtbar. Andererseits scheint die Spezifikation des Taskset nicht beliebig flexibel zu sein, denn von Trial zu Trial ließ sich der Prozess nicht umstellen.

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