Formen der Hang-Gerinne-Kopplung in der Schwäbischen Alb
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Während die Steuerung der Hänge durch die fluviale Akkumulation und Einschneidung häufig im Zentrum geomorphologischer Arbeiten steht, ist der Kenntnisstand zum Einfluss der Hänge auf das fluviale System unzureichend. Wesentlich für das Verständnis des Einflusses der Hänge auf das Gerinne ist der Grad der Kopplung zwischen gravitativen und fluvialen Prozessen, deren Auswirkung auf den Sedimentfluss sowie die Reaktionszeit fluvialer Systeme auf Störungen durch gravitative Massenbewegungen. Das übergeordnete Ziel des Projektes ist die Entschlüsselung der Kopplung von gravitativen Massenbewegungen und fluvialen Systemen. Dies soll über eine qualitative und quantitative Analyse der räumlichen Verbreitung gravitativer Massenbewegungen und der Eigenschaften fluvialer Systeme in der Schwäbischen Alb auf der lokalen und regionalen Skale erfolgen. Auf der lokalen Skale wurden die Hänge und Gerinne in gestörten und ungestörten Teilabschnitten der Fils und der Schlichem geomorphologisch kartiert. Zur Untergrunderkundung wurden die Geoelektrik und Seismik eingesetzt. Zusätzlich wurden die Veränderungen der Gerinne auf Grund von historischen Karten rekonstruiert. Auf der regionalen Skale wurden die geomorphometrischen Eigenschaften der Einzugsgebiete und die Lage/Verteilung der Hangrutschungen in Relation zu den Gerinnen analysiert. Hierzu wurden einerseits Längsprofile der Gerinne aus digitalen Geländemodellen abgeleitet, sowie ein Klassifikationsschema der Hangrutschungen, welches die Lage der Rutschung bzgl. des Gerinnes berücksichtigt, entwickelt. Für die Fils und die Schlichem wurden zusätzlich die erodierten Volumen seit Beginn der Einschneidung des Albtraufs berechnet. Die Ergebnisse zeigen eine starke Abhängigkeit der Gerinnemorphologie durch lateralen Sedimenteintrag durch Hangrutschungen auf der lokalen Skale. Im Bereich guter Kopplung und hoher Sedimenteinträge weisen die untersuchten Gerinneabschnitte gestreckte Gerinnebettmuster, eine hohe Gerinneneigung und gekerbte Querprofile auf. Die Flussauen oberhalb der Hangrutschungen sind in der Regel durch höhere Mächtigkeit der Hochflutsedimente als unterhalb der Rutschungen gekennzeichnet. Die Feldbefunde sprechen für eine kontinuierliche Anpassung und damit einem Ungleichgewicht der Flüsse in diesen Bereichen. Auf der regionalen Skale konnte ebenfalls eine erhöhte Kopplung der Hangrutschungen und der Gerinne beobachtet werden. Diese manifestiert sich vor allem in Bereichen erhöhter Reliefenergie und kleiner bis mittlerer Einzugsgebietsgröße. In Flussabschnitten großer Einzugsgebiete sind die Hänge in der Regel durch ausgedehnte Flussauen von den Gerinnen entkoppelt. Ein Einfluss gebietsweiter geomorphometrischer Eigenschaften mit dem Grad der Kopplung konnte nicht gefunden werden. Das COLARIS Projekt liefert erste Befunde der Kopplung von Hangrutschungen und Gerinnen in außeralpinen Regionen. Im Vergleich mit Studien in alpinen Gebieten mit erhöhter geomorphologischer Aktivität zeigt sich eine abgeschwächte Kopplung und somit ein geringerer Einfluss der Hänge auf die Gerinne. Während Korup (2006) einen langanhaltenden Einfluss von Hangrutschungen in den Alpen feststellen konnte, sind die Gerinne in der Schwäbischen Alb durch kürzere Relaxationszeiten gekennzeichnet, die sich vor allem aus der erhöhten Erosionskompetenz der Flüsse und der geringen Korngröße des Hangrutschungsmaterials ergibt.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Transiente Störung fluvialer Systeme durch gravitative Systeme durch gravitative Beispiel der Schwäbischen Alb. 3. Mitteleuropäische Geomorphologietagung, Salzburg, Österreich, 23.-28. September 2008
Nele Meyer, Rainer Bell, Jan Blöthe, Thomas Hoffmann
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Basin scale analyses of hillslope-channel coupling in a cuesta landscape (Swabian Alb, SW-Germany), European Geosciences Union (EGU) General Assembly 2009, Wien, Österreich, 19.-24. April 2009
Nele Meyer, Jan Blöthe, Rainer Bell, Thomas Hoffmann
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Coupling and connectivity of Landslides and River Systems. Arbeitskreis Geomorphologie, Jahrestagung 2009, Wien, Österreich, 23.-24. 23.-24. 2009
Nele Meyer, Jan Blöthe, Thomas Hoffmann, Rainer Bell
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Hillslope-channel coupling in a cuesta landscape, Swabian Alb, SW-Germany, 2nd Joint Workshop between Germany and Japan, 26.-30. Sept. 2009
Jan Blöthe, Nele Meyer
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Local scale analyses of hillslope-channel coupling in the cuesta landscape of the Swabian Alb, S-W Germany. European Geosciences Union (EGU) General Assembly 2009, Wien, Österreich 19.-24. April 2009
Jan Blöthe, Thomas Hoffmann, Rainer Bell, Nele Meyer, Andreas Dix, Matthias Röhrs
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Lokale Analyse der Hang-Gerinne-Kopplung in einer Schichtstufenlandschaft (Schwäbische Alb, SW-Deutschland), Jahrestagung des AK Hydrologie, Halle, Deutschland, 21. + 22. Nov. 2009
Jan Blöthe, Nele Meyer, Thomas Hoffmann, Rainer Bell
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Lokale und regionale Analyse der Hang-Gerinne-Kopplung in der Schwäbischen Alb. 3. Arbeitstreffen der Jungen Geomorphologen, Herrischried, Deutschland, 04.-06. April 2009
Nele Meyer, Jan Blöthe