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Einflussfaktoren auf Geschlechterunterschiede bei der mentalen Rotation im Grundschulalter

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 74994724
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt befasste sich mit Einflussfaktoren auf Geschlechtsunterschiede bei der mentalen Rotation, einer spezifischen Subkomponente räumlich-visueller kognitiver Fähigkeiten. Die durchgeführten Studien tragen durch eine systematische, experimentelle Untersuchung des Einflusses verschiedener Variablen auf die mentale Rotationsleistung von Grundschulkindern zu einem besseren Verständnis der dem Geschlechterunterschied zugrundeliegenden Ursachen und Bedingungen bei. Im ersten Projektzeitraum wurden mit zwei verschiedenen Altersgruppen (Zweit- und Viertklässler) das Stimulusmaterial (Würfelfiguren, Buchstaben, Tierfiguren) und die Erhebungsmethode (psychometrisch vs. chronometrisch) systematisch variiert. Im Anschluss daran wurde die Auswirkung soziokultureller Variablen auf die mentale Rotationsleistung experimentell untersucht, zum einen durch eine situative Stereotypaktivierung, zum anderen durch eine Intervention durch fiktionale Rollenmodelle. Im zweiten Förderzeitraum wurden die gefundenen Einflussfaktoren auf den Geschlechterunterschied noch genauer analysiert und zum Teil erweitert. Hier ging es zum einen um den Einfluss der Stereotypisiertheit und Abstraktheit der Stimuli und zum anderen um denjenigen der Rotationsachse (Rotation in der Bildebene vs. Tiefenrotation). Zu diesem Zweck wurden verschiedene Sets von geschlechtssterotypisierten Stimuli entwickelt. In einem nächsten Schritt wurden die bisherigen Befunde zur Stereotypaktivierung daraufhin weiteranalysiert, ob es sich bei dem gefundenen Effekt einer expliziten Aktivierung von Geschlechterstereotypen um einen „Stereotype-Threat“-Effekt handelt und ob dieser bei einer impliziten Stereotypaktivierung auch auftritt. Zum einen ergaben sich stimulustypabhängige Geschlechtsunterschiede, die in der Regel bei Würfelfiguren am größten waren bzw. hier überhaupt nur auftraten. Des Weiteren erwies sich die Rotationsachse als bedeutsam für den Geschlechtsunterschied. Auch die Geschlechterstereotypisiertheit der Stimuli hatte einen Einfluss auf die Testleistungen. Ferner zeigte sich, dass bereits bei Grundschulkindern Phänomene des „stereotype threat“ und „stereotype lift“ im Kontext von mentalen Rotationsleistungen auftreten können. Diese lassen sich sowohl durch explizite als auch durch implizite Stereotyp-Aktivierungen hervorrufen, sind aber abhängig von anderen Kontextbedingungen. Mit den durchgeführten Studien konnten einzelne zentrale Einflussfaktoren auf Geschlechtsunterschiede bei der mentalen Rotation bereits in frühen Entwicklungsphasen identifiziert und insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung von Geschlechterstereotypen genauer beleuchtet werden. Das gesamte Wechselwirkungsgefüge, zu dem u.a. auch hormonelle Einflüsse und neuronale Veränderungen in der Präpubertät gehören, bleibt jedoch Folgestudien vorbehalten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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