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Monographie mit dem Titel "Landschaft zwischen Meer und Taurus. Geschichte Lykiens im Altertum"

Antragsteller Professor Dr. Frank Kolb
Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2008 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 75036217
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Forschungsreise mit der Autopsie von etwa zwei Dutzend antiker lykischer Orte erbrachte wesentliche neue Erkenntnisse zur Siedlungstopographie, politischen Architektur und politischen Geographie des antiken Lykien, insbesondere für die spätarchaische, klassische und hellenistische Zeit. Die für den geographischen Raum zwischen der Bucht von Telmessos/Fethiye Im Westen, Gagal im Osten und der Tauruskette, welche die Elmali-Ebene und die Kaballtis vom südlichen Lykien abgrenzt, charakteristische spätarchaisch-klassische Siedlungsstruktur und Architektur der politischen (Dynasten-)Macht mit ihren Akropolls-Burgen und teilweise recht ausgedehnten Siedlungsarealen erweist sich als im Einzelnen differenzierter als gedacht und findet sich im westlichen, nördlichen und östlichen Lykien jenseits der angegebenen Grenzen überhaupt nicht. Vielmehr zeichnet sich im äußersten Westen ein durch kleine befestigte Akropoleis ohne Burgen, wenige Felsgräber und Wohnanlagen gekennzeichnetes Siedlungsbild ab, das auf eine von wenigen aristokratischen Familien dominierte Gesellschaft und nur als Zufluchtstätten dienende Zentren hindeutet. Im nördlichen Lykien gibt es nur Indizien für einzelne aristokratische Herrensitze, im (nord- )östlichen Lykien für vereinzelte Gehöfte. Dies wirft die Frage nach den Herrschaftsstrukturen in diesen Regionen auf. Wer kontrollierte sie? Gab es dort vor der hellenistischen Epoche überhaupt solide politische Strukturen? Verbunden sind diese Fragen mit dem Problem der lykischen Ethnogenese, dem Verhältnis zwischen dem Siedlungsraum der Termilen und der Entstehung der lykischen Kultur. Gewisse Indizien sprechen für einen deutlich über das eigentliche Lykien hinausreichenden Aktionsraum wohl nomadisierender Lukka/Termilen seit dem 2. Jahrtausend v.Chr., wodurch sich manche rätselhaft erscheinende Nachrichten bei griechischen Autoren erklären dürften. Die Einführung des Polis-Systems um die Mitte des 4.Jhs.v.Chr. erforderte politische Zentren mit einer entsprechenden Architektur für die Polls-Institutionen. Der archäologische Befund läßt jedoch für ganz Lykien, selbst für die größeren Zentren, nur eine ganz allmähliche, in der Regel erst im 2./1.Jh.v.Chr. einsetzende architektonische Gestaltung der politischen Macht erkennen. Im westlichen und (nord-)östllchen Lykien tritt sie gar nicht oder erst im Verlauf der Kaiserzeit In Erscheinung. Diese Beobachtungen zur Siedlungstopographie und -architektur scheinen der den inschriftlichen Dokumenten entnehmbaren Entwicklung der Polis-Institutionen zu entsprechen.

 
 

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