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Pagane Weisheit und christliche Offenbarung - Zur topischen Struktur frühneuzeitlicher Modelle universalen Wissens

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2008 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 13369539
 
Ausgangspunkt des Forschungsvorhabens ist die Annahme, dass topische Ansätze paganer Weisheitslehren in Verschränkung mit einem topisch strukturierten Zugriff auf zentrale Elemente der christlicher Offenbarungstheologie nicht nur grundlegende Bedeutung für die Ausbildung universaler Wissens- und Wissenschaftskonzeptionen in der Frühen Neuzeit besitzen, sondern dass darüber hinaus an den sich verändernden topischen Formationen Prozesse eines Wissenswandels ablesbar werden. Die Untersuchung wird dies anhand der Rezeption und Wirkung des spätantiken Hermetismus auf universalwissenschaftliche Systementwürfe zeigen. Sofern Weisheitstopoi eine entscheidende Grundlage der Konstitution wie der prozessualen Neukonfiguration von Wissens- und Wissenschaftsmodellen bilden und als Knotenpunkte einer Überkreuzung, Durchdringung oder Harmonisierung von Überlieferungssträngen traditionsbildend wirksam werden, ist das Anreicherungs-, Integrations- und Sprengpotential dieser Kerntopoi von grundlegender Bedeutung. Kennzeichnend für frühneuzeitliche Modelle universalen Wissens ist, dass sich topische Begründungsmuster nicht allein auf die christliche Offenbarungslehre stützen, sondern auch auf (spät)antike, vermeintlich älteste Weisheitslehren (Sapientia Veterum) rekurrieren, diese über das Modell der Philosophia Perennis theologisch legitimieren, über eine Genealogie ältester Weisheitslehrer (Prisca Theologia / Sapientia) autorisieren und damit ein neues Traditions- und Geschichtsmodell konstruieren, das zentrale Topoi christlicher Eschatologie aufnimmt, diese aber durch die Anreicherung mit paganen Weisheitslehren in den Kontext einer generellen Wissens- und Wissenschaftsreform mit heilsnotwendiger Erneuerungsdynamik stellt. Unter eschatologischen Vorzeichen ist Wissenschaftsgeschichte als topisch strukturierter Wandel von Wissensformen und -beständen nicht nur als Restitutionsprozess zu verfolgen, sondern gleichermaßen durch einen endzeitlichen Sog der erfüllten Zeit bestimmt. Hier rekurriert das Projekt auf dieselben philosophiehistorischen Muster wie die Projekte A1 (Christliche Kabbala) und D2 (Hermetik und Dichtung). Besonderer Stellenwert wird der Untersuchung des für barocke Systementwürfe charakteristischen Zusammenwirkens von Text- und Bildelementen zukommen, denn gerade angesichts der zugrundegelegten Weisheitstopik spielen visuelle Topoi als Medium einer Epiphanie verborgenen Wissen eine entscheidende Rolle. Zu klären wird nicht nur sein, wie bildtopische Muster innerhalb von universalen Systementwürfen konstituiert und verortet sind, sondern wie sich topische Bildprogramme auf die Strukturierung und Neuformation von Wissen auswirken und vice versa. Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit den kunsthistorischen Projekten A3 (Farbe und Sehen) und D1 (Bildallegorien) sowie mit den literaturwissenschaftlichen Projekten B1 (Imagines) und D3 (Ekphrasis) geplant.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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