Mittelalterliche Handschriften: Neukatalogisierung und digitale Präsentation der lateinischen Handschriften aus dem ehemaligen Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg (Band 4: Clm 14401-14540)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Der Handschriftenfonds aus dem ehemaligen Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg ist aufgrund seiner geistesgeschichtlichen Bedeutung, seines Alters und seiner Größe einer der Kernbestände der Handschriftensammlung der Bayerischen Staatsbibliothek München (BSB). Die Anfänge der Klosterbibliothek und des Skriptoriums reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück; nach der Säkularisation gelangten 1811/2 etwa 1000 Handschriften nach München. Im Fonds der Codices latini monacenses sind unter den Nummern 14000-15028 heute 925 Codices aus St. Emmeram vorhanden, von denen 96 % aus dem Mittelalter stammen. Unter den lateinischen Handschriften befinden sich zahlreiche Quellen, die für die mediävistische Forschung in den unterschiedlichsten Disziplinen (insbesondere Theologie, Philologie, Geschichtswissenschaft, Musik- und Kunstgeschichte, Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften) von zentraler Bedeutung sind. Der vorliegende Katalog des 19. Jahrhunderts genügt den heutigen Anforderungen an die Dokumentation des materiellen und paläographischen Befunds und die Identifikation des Inhalts der Handschriften in keiner Weise. Der vollständigen Erschließung und möglichst umfassenden digitalen Bereitstellung der Codices kommt daher aus Sicht der bayerischen Staatsbibliothek und der Wissenschaft eine hohe Priorität zu. Das DFG-Projekt hat in beiden Bereichen substanzielle Fortschritte ermöglicht: Bei Abschluss des Projekts sind detaillierte und auf dem aktuellen Stand der mediävistischen Forschung basierende Beschreibungen von insgesamt 646 Handschriften aus St. Emmeram, also von mehr als zwei Dritteln des Bestands in gedruckten Katalogen und im Internet zugänglich. 138 dieser Beschreibungen wurden im Projekt erstellt. Mit Sachmitteln der DFG und des EU-Projekts ‚Europeana regia‘ konnte während der Projektlaufzeit mehr als ein Drittel der Handschriften aus St. Emmeram in vollständigen Digitalisaten im Internet zugänglich gemacht werden. Bisher wurden insgesamt 348 der in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrten 925 lateinischen Handschriften aus St. Emmeram digitalisiert. Die Digitalisate erleichtern die wissenschaftliche Benutzung des Bestands erheblich. Durch die Online-Präsentation über die Digitalen Sammlungen der BSB und die Bayerische Landesbibliothek Online sowie die einschlägigen nationalen und internationalen Online-Ressourcen (Manuscripta mediaevalia, Europeana, CERL) werden breite Nutzerkreise über die engere mediävistische Fachcommunity hinaus erreicht. Eine Einbindung der Reproduktionen in externe Forschungsprojekte ist über Permalinks problemlos möglich. Diese Fortschritte verdanken sich insbesondere folgenden Faktoren: der im Projekt erstmals praktizierten arbeitsteiligen Katalogisierung durch zwei ausgewiesene Fachwissenschaftler, die von einer in Teilzeit tätigen Diplomkraft unterstützt wurden; der engen fachlichen Vernetzung der Projektmitarbeiter im Münchener Handschriftenerschließungszentrum und mit der mediävistischen Fachcommunity innerhalb und außerhalb Münchens; der Abwicklung der Digitalisierungsarbeiten und der Online-Präsentation der Digitalisate über standardisierte Workflows unter Beteiligung der Abteilung für Handschriften und Alte Drucke, dem Institut für Buch- und Handschriftenrestaurierung, dem Referat Digitale Bibliothek und der Bayerischen Landesbibliothek sowie externer Dienstleister; einem hohen Anteil von durch die Bayerische Staatsbibliothek erbrachter Eigenleistung. Die Projektergebnisse wurden auf Tagungen, in Publikationen und über didaktische Materialien an ein breites wissenschaftliches, studentisches und bibliothekarisches Publikum vermittelt sowie über elektronische Mailinglisten bekannt gemacht.