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Der Marmarica-Survey (Nordwestägypten) - Möglichkeiten der Siedlungs- und Landschaftsarchäologie in einem ariden Gebiet

Antragstellerin Dr. Anna-Katharina Rieger
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 82081492
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bei der archäologischen Erforschung der Marmarica am Nordrand der Libyschen Wüste standen einerseits Fragen zur Nutzung und Besiedlung eines ariden Gebiets im Mittelpunkt, um Strategien für die Nutzbarmachung marginaler Regionen mit geringer Befunddichte nachzuzeichnen. Andererseits zielte die Untersuchung auf die (wirtschafts‐)historischen Stellung der östlichen Marmarica als Verbindung zwischen Niltal, Kyrenaika und den Oasen der Libyschen Wüste in griechisch‐römischer Zeit ab. Vor dem Hintergund von global fortschreitender Desertifikation und Wassermangel sticht als bemerkenswertes Ergebnis des Marmarica‐Surveys hervor, dass die Gegend im Verhältnis zu den ökologischen Gegebenheiten ein hohes wirtschaftliches Potential besaß (und noch besitzt), das seit der Bronzezeit ausgeschöpft und in griechisch‐römischer Zeit extensiver genutzt wurde. Eine Mischwirtschaft aus Ackerbau und Tierhaltung bei optimaler Wasser‐ und Bodenressourcen (rain water and soil harvesting) ermöglichte den Bewohnern des ökologisch marginalen Gebiets eine teis sesshafte, teils pastoralnomadische Lebensweise. Schaf und Ziege sind neben Esel und Kamel die häufigsten domestizierten Tiere, Gerste und Wein die Hauptanbauprodukte, gefolgt von Feigen, gewesen. Die Dichte der Siedlungen und Nutzungsspuren sowie ihre chronologische Verteilung konnten durch ausgedehnte Surveys und gezielte Grabungen dokumentiert werden. Die Zeugnisse der Nutzung in griechisch‐römischer bis in byzantinische Zeit umfassen Ackerflächen, Lagerplätze, Wegenetze und Keramikproduktionsstätten. Vor allem letztere zeugen von einem Bedarf an Transportgefäßen (Amphoren) in der Marmarica, die dem der Mareotis‐ Gegend kaum nachsteht. Dies ist als Zeichen dafür zu werten, dass das landwirtschaftliche System für die Produktion eines surplus an Gütern ausgelegt war, die über das Routennetz über das Marmarica‐Plateau verhandelt werden konnten. Ein unerwarteter Aspekt hat sich aus Funden einer freigeformten Keramik ergeben: Die als „Libyan Desert Ware“ bezeichnete Keramik ist als Relikt der indigenen, libyschen Bevölkerung zu werten, deren materielle Kultur insgesamt sehr bescheiden und größtenteils unbekannt ist. Das Zusammenspiel von Mensch und Umwelt in einer ökologisch marginalen Gegend konnte großräumig und im Detail erschlossen werden. Archäologisch und historisch nachvollziehbar, überprägte der Mensch die naturräumlichen Gegebenheiten in der östlichen Marmarica, so dass die Landschaft vom 2. Jahrtausend v. Chr. an trotz knapper Ressourcen einen Siedlungs‐ und Lebensraum darstellt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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