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Neuronale Korrelate kortikaler Reorganistion bei Patienten mit Makuladegeneration

Fachliche Zuordnung Augenheilkunde
Förderung Förderung von 2008 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 63731250
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In Deutschland sind schätzungsweise drei Millionen Menschen von der altersabhängigen Makuladegeneration betroffen. Bei der Makuladegeneration wird speziell die zentrale Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut zerstört oder geschädigt, was zu einem Sehkraftverlust und damit zur Abnahme der Lesefähigkeit führt. Das Sehen im äußeren Gesichtsfeld bleibt meist erhalten, und Patienten mit einem Zentralskotom entwickeln in der Regel einen neuen, bevorzugten Fixationsbereich auf noch intakter, peripherer Netzhaut, den sogenannten „preferred retinal locus“ (PRL), als eine Art Pseudo-Fovea, die dann auch zum Lesen oder zum Fixieren von Objekten bzw. Gesichtern im Alltag verwendet wird. Im Rahmen des Teilprojekts 8 der DFG-Forschergruppe FOR1075 wurden mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) Patienten mit Makulaerkrankungen (v.a. erblichen Netzhautdystrophien, sowie altersbedingter Makuladegeneration, AMD) untersucht, während sie verschiedene Sehaufgaben absolvierten. Hierbei sollten mögliche Reorganisationsprozesse in visuellen Arealen des Gehirns, sowie mögliche Auswirkungen von Trainingsmaßnahmen auf das Gehirn aufgedeckt werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es als Folge der Erkrankung zu degenerativen Prozessen in nicht mehr adäquat stimulierten Teilen des visuellen Kortex kommt, dass jedoch die grundlegende retinotope Organisation des visuellen Kortex erhalten bleibt. Letzteres ist besonders für mögliche zukünftige restaurative Maßnahmen wie Netzhautprothesen, Netzhauttransplantationen oder gentherapeutische Behandlungen wichtig. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse aber auch, dass die Entwicklung einer Pseudo-Fovea adaptive neuroplastische Veränderungen anstoßen kann, die zu einer verbesserten neuronalen Verarbeitung von Objekten im peripheren Gesichtsfeld, wie auch zu einer besseren strukturellen Vernetzung der beteiligten Kortexareale führen können. Es konnte zudem gezeigt werden, dass Trainingsmaßnahmen zur besseren Steuerung des Blickverhaltens, zur Stabilisierung der Fixation an der neu entwickelten Pseudo-Fovea, wie auch zur Verbesserung des Detailsehens an dieser Netzhautstelle diese neuroplastischen Prozesse unterstützen können. Durch das hohe Aufkommen an Seherkrankungen mit zunehmendem Alter wächst der Druck auf Versorgungseinrichtungen, ein adäquates Sehtraining für Patienten mit einem Zentralskotom anzubieten. Die Forschungsergebnisse aus diesem Projekt weisen darauf hin, dass die Stabilisierung des Blicks ein wichtiger Baustein ist, um das Restsehen außerhalb des Skotoms optimal zu nutzen. Mit modernen bildgebenden Verfahren konnten wir und andere Arbeitsgruppen zeigen, dass das Gehirn der Patienten sich dieser neuen Situation anpasst. Mit entsprechendem Blicktraining können die Patienten wieder anspruchsvolle visuelle Aufgaben erledigen, die für eine zufriedenstellende Bewältigung des Alltags wichtig sind. Über die Ergebnisse unseres Projekts berichteten wir auch in der Mitgliederzeitschrift der Patientenvereinigung ProRetina „Retina aktuell“, sowie im universitätseigenen Forschungsmagazin „Blick in die Wissenschaft“.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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