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Das Auge des Arbeiters. Austausch Deutschland - Sowjetunion und DDR-Museumspolitik

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 83391879
 
Die Analyse der Arbeiterfotografie als kulturelle Praxis ist ungeachtet einiger größerer politik- und publizistikgeschichtlicher Arbeiten ein Desiderat. Zumeist Ordnungs- und Wertungsschemata der Politik- und Pressegeschichte oder allgemeinen ästhetisch-politischen Ableitungen unterworfen, sind der visuelle Bestand und ästhetische Subtext im Kontext lebensweltlicher Entstehungszusammenhänge und medienhistorischer Entwicklungen erst noch zu erschließen. Hierzu werden die Bildweiten der Arbeiterfotografen inhaltsanalytisch, intentional und rezeptionsbezogen beschrieben. Die Studie rekonstruiert am Beispiel der organisierten Arbeiterfotografie in Mitteldeutschland (Thüringen, Anhalt, Sachsen) individuelle Praxen in unterschiedlichen sozialen Milieus zwischen Dorf und Großstadt, untersucht die überlieferte Bildproduktion in Hinblick auf vorbildhafte Rückwirkungen der in der Bildpresse übermittelten Stilmittel und Erzählformen sowie auf die diese begleitenden politisch-ästhetischen theoretischen Diskussionen. Im Spagat zwischen individueller Knipserfotografie und höchstmöglicher medialer Verbreitung vollziehen die Arbeiterfotografen ihren spezifischen Iconic Turn und realisieren hierin den Kulturbruch der Medienmoderne mit der Umwertung des Verhältnisses von sprachlich-textlicher und bildlicher gesellschaftlicher Kommunikation. Insofern zielt die Studie auf Erkenntnisse über eine Alltagsgeschichte der unteren Sozialschichten, die nur in dieser Quellengattung erschlossen werden können. Denn in dem Maße, wie die privaten Ansporne und politischen Intentionen als widersprüchliche Bezugssysteme in den Bildern sichtbar werden können, erschließen sich diese als komplexe Zeugnisse medienpolitischer Aktion vom Beginn des Zeitalters der industrialisierten Visualität. Als solche erhellen sie in einer Archäologie der Blicke subjektive Wahrnehmungen und kulturelle Aneignungsmuster und geben zugleich utopische Potentiale frei jenseits parteipolitischer Programmatik.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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