Das Auge des Arbeiters. Austausch Deutschland - Sowjetunion und DDR-Museumspolitik
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Untersuchungen des Projekts haben - abgesehen von der Erschließung umfangreicher und künftig unter unterschiedlichen Nutzungsgesichtspunkten online verfügbarer relevanter Bildquellen - auf dem Gebiet visueller Popularkultur den bisherigen Forschungen zur Amateurfotografie, zur Pressefotografie und zur Fotomontage wesentliche Perspektiverweiterungen hinzufügen können. In einer Reihe von Fallstudien konnten die Austauschbeziehungen zwischen deutschen und sowjetischen Arbeiterfotografen(organisationen) diesseits der allgemeinen Rezeptionsstränge formaler oder ideologischer Observanz aufgeklärt, Kooperationen zwischen Avantgardekünsrtem und Amateuren beschrieben, Beiträge zum Verhältnis Pressezeichnung/Pressefotografie ausgearbeitet, der Forschungsstand zur Amateurfotografie in seiner Fixierung auf bürgerliche Praxen kritisch hinterfragt, die Kenntnis über frühe Museumspolitik der DDR in Bezug auf ihren Bildgebrauch erweitert und differenzierte Grundlagen etwa zur historischen Legitimation der DDR-Presse- und Amateurfotografie bereitgestellt werden. In Hinblick auf mögliche Folgerungen für weitere Arbeiten auf bildwissenschaftlichem Gebiet haben sich die Einbeziehung theaterwissenschaftlicher Untersuchungen zum Körperhandeln und zur Theatralität proletarischer Kultur, die Beobachtung der Verschriftlichung des öffentlichen Raums in Warenwerbung und Demonstrationskultur, die Rekonstruktion der Transformation von Amateuraufnahmen im „privaten" und „öffentlichen" Gebrauch (vulgo vom Album zur Presseillustration) sowie das Einbeziehen ethnologischer und soziologischer Analysen zur Bricolage als besonders folgenreiche Ansätze herausgestellt (Lévy-Strauss). Es konnte gezeigt werden, dass und wie in proletarischen Lebenswelten differenzierte aktive und reaktive Strategien der Bilderzeugung entwickelt wurden, die als Bestandteil in eine Geschichte des Sehens und Zeigens im Zeitalter der Industrialisierung der Bildproduktion Eingang finden: zum medienbewussten Agieren nichtbürgerlicher Schichten. In diesem Sinne ergänzen die Ergebnisse des Projekts „Das Auge des Arbeiters" die internationalen Diskussionen um eine Neubegründung der „Dokumentarfotografie" im 20. Jahrhundert (vgl. Ribalta). In Fortführung der eigenen Arbeiten sollen diese Aspekte eines möglichen Nutzens der Ergebnisse für volkskundliche und fotogeschichtliche Forschung publikumsbezogen u.a. in einer Ausstellung mit Begleitpublikation vorgestellt werden, die mit den Kunstsammlungen Zwickau zu deren 100jährigem Bestehen 2014 geplant ist und in Kooperation mit dem Käthe-Kollwitz-Museum Köln sowie dem Stadtmuseum Dresden realisiert werden soll.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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„Dolchstoß von rechts." Visuelle Deutungen des Dresdner SA-Fememords von 1932, in: Volkskunde in Sachsen 22/2010, S. 87-159
Wolfgang Hesse
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„Wir wollen montieren." Fotomontagen als proletarische Volkskunst, in: Zeitschrift für Volkskunde 106/2010, 2. Bd., S. 163-196
Wolfgang Hesse
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Beweismittel und Geschichtspolitik. Zu den Leica-Aufnahmen des Leipziger Arbeiterfotografen Fritz Böhlemann (1892-1978), in: Neues Archiv fiir sächsische Geschichte 82/2011, S. 109-158
Wolfgang Hesse
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Die Eroberung der beobachtenden Maschinen. Zur Arbeiterfotografie der Weimarer Republik (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 37), Leipzig 2012
Wolfgang Hesse (Hg.)
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„Es wäre uns peinlich, schlechte Fotos zu schicken." Die Austauschbeziehungen zwischen deutschen und sowjetischen Arbeiterfotografen 1926 bis 1933, in: Hesse, Eroberung der beobachtenden Maschinen. Leipzig 2012 S. 113-158
Ursula Schlude