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Früher Bergbau und Metallurgie in Anatolien

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 92464792
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Nach den vorliegenden Forschungsergebnissen gehört Derekutuğun jetzt schon zu den wichtigsten Kupferressourcen der Frühbronzezeit in Anatolien. Allein die Tatsache, dass dort gediegenes, sehr reines Kupfer vorliegt, begründet die unbestreitbare Rolle Derekutuğuns als Kupferlieferant in der Region, wenn man gedenkt, dass das durch Verhüttung gewonnene Kupfer nie diese Reinheit besessen hat. Das gediegene Kupfer kommt in der Matrix der miozänen Konglomerate, oder in den Spalten und Rissen derselben vor. Die Entstehung der Sedimente wird durch Nummulitenfunde in das Miozän datiert. Sie entstanden wahrscheinlich in einem stark bewegten Beckenrand. Das Kupfervorkommen von Derekutuğun kann als Red-Bed-Lagerstättentyp bezeichnet werden. Die erhöhten Vanadiumwerte im Nebengestein und die hohen Silbergehalte im Kupfer unterstützen diese Annahme. Diese erste These über die Genese des Kupfervorkommens in Derekutuğun soll in der zweiten Phase des Projektes nachgegangen werden. Die Grabungen in den Jahren 2009-2011 haben nur einen kleinen Teil des prähistorischen Bergbaus erhellen können. Der jetzige Stand der Forschungen ermöglicht uns aber einen ersten Durchblick auf frühbronzezeitliche (möglicherweise chalkolithische) Montanwirtschaft in Anatolien. Denn es gibt keine vergleichbaren Untersuchungen, abgesehen von einer kleinen Sondage in Kozlu (Provinz Tokat). Nach bisherigen Beobachtungen kann der Bergbau in Derekutuğun folgendermaßen rekonstruiert werden. Den kupferführende Spalten und Schichten folgend sind die frühbronzezeitlichen Bergleute durch einen senkrechten Schacht in den Hügel von Mazıönü eingestiegen und haben dann in Ost- West Richtung das Metall abgebaut. Bisher konnten in den vier untersuchten Gruben jeweils bis zu drei Stockwerke festgestellt werden. Demnach würden die obersten Stockwerke die älteren und die untersten dagegen die jüngsten Phasen darstellen. Die Kleinfunde wie Gezähe und Leuchtspäne sowie die Abbauspuren selbst spiegeln ein umfassendes Bild des damaligen technischen Stands wider. Die Keramik lässt sich mit den Funden aus benachbarten spätchalkolitisch bis frühbronzezeitlichen Grabungsstätten Alacahöyük, Alişar, Büyük Güllücek und Resuloğlu sowie den etwas weiter entfernt liegenden Zentren İkiztepe, Dündartepe und Horoztepe vergleichen. Es handelt sich dabei um handgemachte Töpfe, die mit Häcksel gemagert wurden. Teilweise sind sie auf der Oberfläche geglättet und mit Knubben versehen oder ritzverziert. Die Leuchtspäne gehören zu den umfangreichsten Fundkomplexen aus einem frühbronzezeitlichen Bergbau im gesamten Vorderen Orient. Nach den zahlreichen Radiokarbondaten kann der Bergbau in Derekutuğun sicher in den Beginn des 3. Jahrtausend v. Chr. datiert werden. Einen möglicherweise noch älteren Bergbau (5. bis 4. Jt. v. Chr.) soll in der zweiten Grabungsphase in den kommenden Jahren nachgegangen und verifiziert werden. In Derekutuğun wurde gediegenes Kupfer abgebaut. Die Tatsache, dass dort tonnenweise gediegenes Kupfer gewonnen wurde, macht Derekutuğun zu einem der wichtigsten Kupferlieferanten der Vorgeschichte, möglicherweise nicht nur in Anatolien. Wegen der hohen Reinheit war das Kupfer von Derekutuğun als hoch qualitativer Werkstoff wahrscheinlich sehr begehrt. Nach der Spurenanalytik und Bleiisotopie lässt sich das Kupfer von Derekutuğun geochemisch charakterisieren. Damit bildet dieses Vorkommen eine wichtige Grundlage für Herkunftsdiskussionen. Die ersten Vergleiche der frühbronzezeitlichen Kupferfunde aus Alacahöyük zeigen, dass Derekutuğun wahrscheinlich als Herkunft in Frage kommt. Die Tatsache, dass gediegenes Kupfer ursprünglich auf der Oberfläche gesammelt werden konnte, macht Derekutugun zu einer potenziellen Quelle für die neolithischen bis frühchalkolithischen Kupferfunde in Anatolien. Selbst heute können Kupferstücke nach jeder Regenperiode in den Bachläufen gesammelt werden. Der hohe Goldgehalt im Kupfer selbst und im Nebengestein stellt einen wichtigen ökonomischen Wert dar. Ob das Gold hier in prähistorischer Zeit erkannt wurde, kann nach bisherigen Beobachtungen weder bestätigt noch ausgeschlossen werden. Diese Frage wird den zukünftigen Forschungen vorbehalten. Das Gold wird außerdem die Begierde der Konzerne wecken. Auch aus diesem Grund sollten die Grabungen in Derekutuğun unbedingt fortgeführt werden. Die zukünftigen Feldforschungen sollten ebenfalls die Siedlung einschließen. Die Werkstattfunde aus der Raubgrabung oberhalb der Siedlung liefern die ersten Hinweise, dass in Derekutuğun nicht nur gediegenes Kupfer sondern auch die Sekundärerze verwertet wurden. Die Oberflächenfunde im Siedlungsareal liefern weitere Hinweise auf mögliche Werkstätte. Die Organisation des Bergbaus, das technische Knowhow und die Verbreitung des Kupfers aus Derekutuğun kann erst in einer weiteren Projektphase ausführlich behandelt werden. Daher wird die Fortsetzung des Projektes sowohl wissenschaftlich als auch aus wirtschaftspolitischen Gründen (Gefährdungspotential durch modernen Bergbau) unabdinglich empfohlen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2011): Derekutuğun Eski Maden İşletmeleri, 2009 Dönemi Çalışmaları. 32. Kazı Çalışmalrı Toplantısı, Ankara, 421-435
    Yalçın, Ü. & Ipek, Ö.
  • (2011): Derekutuğun Tarih Öncesi Maden Galerileri. 1. Uluslararası Çorum Kazı ve Araştırma Sempozyumu, Çorum, 2011, 65-78
    Yalçın, Ü. & Ipek, Ö.
  • (2011): Prehistoric Copper-Mining in Derekutuğun, Anatolia. International Conference Archaeometallurgy in Europe III. Abstracts. Metalla (Bochum) Sonderheft 4, 2011, 130
    Yalçın, Ü., Ipek, Ö., Acar, S., Fındık, B., Groer, Ch., Körlin, G., Maass, A., & Schoch, C.
  • (2012): Anadolun’nun ilk madencileri. Derekutuğun Tarihöncesi Maden İşletmeleri. Aktüel Arkeoloji 26, 46-48
    Yalçın, Ü. & İpek, Ö.
  • (2012): Derekutuğun Tarih Öncesi Maden Galerileri. 2. Uluslararası Çorum Kazı ve Araştırma Sempozyumu, Çorum, 2012, 11-32
    Yalçın, Ü. & Ipek, Ö.
  • (2013): Prähistorische Kupfergewinnung in Derekutuğun, Anatolien. In: Ü. Yalçın (Hrsg.), Anatolian Metal VI, Der Anschnitt, Beiheft 25, Bochum, 153-194
    Yalçın, Ü. & Maass, A.
 
 

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