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Bewährungsprobe durch das Fernsehen. Eine Studie über die medialen Formen der Anerkennung
Antragsteller
Professor Dr. Axel Honneth
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2009 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 93140658
Die Sendungen des Reality TV stellen - nicht zuletzt aufgrund ihrer unleugbaren Popularität - ein bedeutsames kulturelles Phänomen unserer Gegenwart dar. Wir gehen davon aus, dass in diesen neuen, für das heutige Fernsehen typischen Formaten Inszenierungen von sozialen Verhältnissen zum Ausdruck kommen, die zugleich mit übergreifenden sozialen und ökonomischen Entwicklungstendenzen der gegenwärtigen Gesellschaften in Verbindung stehen. Das Reality TV ist auf seine Weise selbst Teil eines gesellschaftlichen Transformationsprozesses, in dessen Zentrum vor allem der wachsende Einfluss von Bewährungsproben steht, durch die sich Prozesse der Anerkennung heute vollziehen. Diese Sendungen stellen aus unserer Sicht eine Art „Prisma" dar, in dem sich eine Reihe von grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen spiegeln, die die sozialen Beziehungen, die Formen der Subjektivierung und der interpersonalen Beziehungen betreffen, durch deren Vermittlung die Subjekte sich wechselseitig wertschätzen.Das Projekt untersucht dieses Phänomen anhand einer bestimmten Untergruppe des Reality TV: den talent shows, die musikalische Leistungen von Amateuren inszenieren. Wir werden uns exemplarisch auf die Sendungen „La Nouvelle Star" in Frankreich und das deutschen Pendant „Deutschland sucht den Superstar" konzentrieren. Sie setzen einen Aspekt in besonders prononcierter Weise in Szene, der sich als eine wichtige treibende Kraft durch alle heutigen Reality TV Sendungen zieht: die Bewertung von Personen im Kontext öffentlicher Bewährungsproben ihrer „Fähigkeiten". Im Fortgang wird das Projekt die am Beispiel dieser Sendungen rekonstruierten Inszenierungsformen, Adressierungsmodi, Bewertungs- und Urteilsregister in einem Korpus aus anderen Sendungen, deren narrativen und enonziativen Merkmale ähnlich sind, weiter prüfen und ausarbeiten.Insgesamt erscheinen diese Formate des heutigen Fernsehens besonders geeignet, den gegenwärtigen Wandel der kulturellen Produktion zu untersuchen, der mit einer Zunahme der kulturellen Praktiken von Amateuren ebenso einhergeht wie mit einer Reihe von neuen sozialen Aufforderungen zur Partizipation und zur Selbstenthüllung. Dabei spielen zweitens kulturelle Bewertungsprozesse und Dramaturgien der Bewährung eine zentrale Rolle, auf deren empirische Analyse das Projekt sein Hauptaugenmerk konzentriert. Schließlich sind die genannten Fernsehsendungen interessant, weil sie uns erlauben, die neuen Formen der medialen Anerkennung sehr genau zu studieren, um zu klären, was sich auf Basis dieser Analyse über den generellen Wandel der Bewertungsformen der sozialen Subjekte in den gegenwärtigen Gesellschaften sagen lässt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Beteiligte Person
Professor Dr. Louis Quéré