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Die Ökologie evaluativer Information: Implikationen für soziale Kognition

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 98076587
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Valenzasymmetrien beschreiben in der Psychologie Unterschiede in der Wahrnehmung, der Verarbeitung, der Speicherung, und dem Abruf von Informationen, die sich auf einer „gut/positiv“ – „schlecht/negativ“ Dimension unterscheiden. Ein häufiger Befund ist, dass negative Informationen einen stärkeren Einfluss haben als positive Informationen. Beispielsweise hinterlässt „unfreundliches“ Verhalten einen stärkeren Eindruck als „freundliches“ Verhalten, und wer einmal lügt, dem glaubt man nicht (während 100x mal die Wahrheit sagen eine Person nicht unbedingt glaubwürdig macht). Die allgemeinen Erklärungen für diese Effekte sind zum einen ein evolutionärer Vorteil wenn Menschen stärker auf negative Informationen achten; bspw. sollte man einen Säbelzahntiger im Gebüsch nicht übersehen und man sollte sich daran erinnern, dass bestimmte Beeren giftig sind. Zum anderen ist negative Information diagnostischer; bspw. trennt die Lüge zwischen Menschen ehrlichen und betrügerischen Menschen, während beide auch die Wahrheit sagen können. Das vorliegende Projekt führt solche Valenzasymmetrien nicht auf evolutionäre oder diagnostische Eigenschaften zurück, sondern auf die unterschiedliche Ähnlichkeit von positiver und negativer Information. In der Umwelt sind negative Informationen sich unähnlicher als die entsprechenden positiven Informationen. Beispielsweise bewerten Menschen die Eigenschaften „ehrlich“ und „freundlich“ als ähnlicher im Vergleich zu „unehrlich“ und „unfreundlich“. Die Ergebnisse des Projektes zeigen, dass dieser Ähnlichkeitsunterschied tatsächlich ökologisch zu finden ist, über tausende von Wörtern, Bilder, und sogar persönlichen Erlebnissen. Darüber hinaus erklärt dieser Unterschied viele Valenzasymmetrien; das allgemeine Schema basiert auf der Manipulation der Ähnlichkeit; d.h., es wird sehr unähnliche positive und sehr ähnliche negative Information verglichen. Falls sich die klassischen Valenzasymmetrien in einem solchen Versuch umkehren, ist ein Beweis für den Einfluss von Informationsähnlichkeit geführt. Dies widerlegt die Annahmen über evolutionäre Bedeutsamkeit oder Diagnostizität keinesfalls, zeigt aber einen bisher wenig beachteten Faktor bei psychologischen Studien, die sich mit Valenzasymmetrien beschäftigen. Ein Beispiel für Ergebnisse aus dem Projekt sind Urteilsfehler in der Personenwahrnehmen (Halo-Effekte): Wenn Menschen hören, dass jemand „glaubwürdig“ ist, schließen sie, dass die Person auch „fleißig“ ist; aufgrund der hohen Unähnlichkeit negativer Information schließen sie aber nicht, dass jemand auch „faul“ ist, wenn sie hören, dass er „unglaubwürdig“ ist. Ein anderes Beispiel ist, dass Menschen alle ihre Freunde und Bekannte als sehr ähnlich einschätzen; dieser Effekt basiert darauf, dass Freunde und Bekannte diesen Status aufgrund ihrer positiven Eigenschaften erhalten; d.h., sie werden gemocht. Menschen die nicht gemocht werden, werden dagegen als sehr unterschiedlich gesehen. Dieser Effekt tritt auf, obwohl Menschen über Freunde und Bekannte sehr viel mehr Wissen haben als über Menschen die sie nicht mögen. Zusammenfassend zeigt das Projekt, dass die Interaktion von Informationsumwelt (hier: Ähnlichkeit) und kognitiven Prozessen psychologische Phänomene vorhersagen und erklären können, die bei der rein intrapsychischen Betrachtung von Informationsverarbeitung verborgen bleiben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010). Good things come easy - Subjective exposure frequency and the faster processing of positive information. Social Cognition, 28, 534-550
    Unkelbach, C., von Hippel, W., Forgas, J. P., Robinson, M. D., Shakarchi, R. J., & Hawkins, C.
  • (2011). Beyond evaluative conditioning! Evidence for transfer of non-evaluative attributes. Social Psychological and Personality Science, 2, 479-486
    ] Förderer, S., & Unkelbach, C.
  • (2011). Fluency and positivity as possible causes of the truth effect. Consciousness & Cognition, 20, 594-602
    Unkelbach, C., Bayer, M., Alves, H.; Koch, A., & Stahl, C.
  • (2012). Positivity advantages in social information processing. Social Psychology Compass, 6, 83-94
    Unkelbach, C.
  • (2014). The moderating role of attribute accessibility in conditioning multiple specific attributes. European Journal of Social Psychology, 44, 69-81
    Förderer, S., & Unkelbach, C.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1002/ejsp.1994)
  • (2015). A density explanation of valence asymmetries in recognition memory. Memory & Cognition, 43, 896- 909
    Alves, H., Unkelbach, C., Burghardt, J., Koch, A., Krueger., Becker D. V.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3758/s13421-015-0515-5)
  • (2016). Changing us attributes after CS-US pairings changes CS attribute-assessments: Evidence for CS-US associations in attribute conditioning. Personality and Social Psychology Bulletin, 42, 350-365
    Förderer, S., & Unkelbach, C.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/0146167215626705)
  • (2016). Halo effects in trait assessment depend on information valence: Why being honest makes you industrious, but lying does not make you lazy. Personality and Social Psychology Bulletin, 42, 290-310
    Gräf, M., & Unkelbach, C.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/0146167215627137)
  • (2016). My friends are all alike – the relation between liking and perceived similarity in person perception. Journal of Experimental Social Psychology, 57, 103-117
    Alves, H., Koch, A., & Unkelbach, C.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jesp.2015.10.011)
  • A general valence asymmetry in similarity: Good is more alike than bad. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, & Cognition, Vol 42(8), Aug 2016, 1171-1192
    Koch, A., Alves, H., Krüger, T., & Unkelbach, C.
 
 

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