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Autochthone Innovation oder Technologietransfer? Die absolute Datierung der steinzeitlichen Kulturentwicklung zwischen oberer Wolga und Oka (ca. 10.000 bis 4.000 v.Chr.) und ihre Bedeutung für den Ostseeraum

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2009 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 111083004
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In den letzten 25 Jahren wurden im oberen Wolgagebiet über 50 neue steinzeitliche Feuchtbodenplätze entdeckt, die mehrphasige Schichtenabfolgen vom Frühmesolithikum bis ins Neolithikum aufweisen. Sowohl die mesolithischen als auch die frühneolithischen Inventare dieser Plätze zeigen technologische wie formenkundliche Elemente, die deutlich später auch in Norddeutschland und Südskandinavien auftreten. Überregionale steinzeitliche Verbindungen und Kontaktnetze zwischen der osteuropäischen Waldzone und dem südlichen und westlichen Ostseeraum konnten bisher allerdings lediglich in Ansätzen erkannt und untersucht werden, da es sowohl an einer Kenntnis des östlichen Vergleichsmaterials im Westen als auch an einer verlässlichen absolutchronologischen Einordnung der entsprechenden Fundkomplexe mangelte. Mit Hilfe der Auflegung eines Datierungsprogramms konnten im Rahmen einer überaus fruchtbaren Zusammenarbeit mit russischen Kollegen mesolithische und frühneolithische Materialien von vier Schlüsselfundplätzen des Oberwolga-Gebietes beprobt und mithilfe der AMS-Methode altersbestimmt werden. Anhand der Datierungsergebnisse gelang die Präzisierung der zeitlichen Entwicklung technologischer Neuerungen wie Mikroklingentechnik und früher Keramikherstellung in Nordosteuropa und damit eine bessere Einschätzung der zeitlichen Dimension der sich andeutenden Ost-West-Verbindungen. Damit konnte eine tragfähige Grundlage für weitere Forschungen geschaffen werden. Einen Kernpunkt für den Erfolg des Projektes stellt die Zusammenarbeit mit den russischen Kollegen auf Augenhöhe dar. Die Kooperation verlief in jeder Hinsicht positiv: breite wissenschaftliche und logistische Unterstützung wurden den Berichtenden bei der Auswahl und Sichtung der Fundinventare zuteil, und auch bei den russischen Kollegen in den Provinzmuseen erwartete die deutschen Wissenschaftler ein offener Empfang. Auf diese Weise konnte der Austausch intensiviert und regional ausgeweitet werden. Dadurch haben sich wertvolle Möglichkeiten für gemeinsame deutsch-russische Forschungen auf neuen Plätzen eröffnet. Bei Gegenbesuchen russischer Kollegen in Deutschland konnte deren fachliche Expertise im Rahmen bilateraler Feldforschungen genutzt werden. Erste gemeinsame Publikationen der Ergebnisse sind erschienen. Es bestehen beste Voraussetzungen für zukünftige gemeinsame Forschungen im europäischen Russland und der Transural-Region.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Elchjäger und Biebertrapper- Leben im Transural vor 10000 Jahren. Archäologie in Deutschland 5, 2010
    S. Hartz/ S. Savchenko/ T. Terberger/ M. Zhilin
  • In den Weiten russischer Wälder. Frühe Jäger und Fischer im Transural. Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 16, 2010
    S. Hartz/ S. Savchenko/ T. Terberger/ M. Zhilin
  • New AMS-Dates for the Upper Volga Mesolithic and the Origin of Microblade Technology in Europe. Quartär 57, 2010
    S. Hartz/ T. Terberger/ M. Zhilin
 
 

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