Nutzenorientierte Geschäftsmodelle für den deutschen Werkzeug- und Formenbau
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Bisherige Ansätze von Seiten der Forschung adressierten nur die Steigerung des wirtschaftlichen Erfolges des Werkzeugbaus, die Steigerung des Kundennutzens durch Werkzeugbaubetriebe wird nur unzureichend thematisiert. Obwohl seit geraumer Zeit auch für den deutschen Werkzeugbau die Prämisse, dass Alleinstellungsmerkmale von komplexen technischen Produkten durch produktbezogene Dienstleistungen verstärkt werden können, postuliert wird, wird das Themenfeld Dienstleistungen in Bezug auf die Branche Werkzeugbau nur rudimentär behandelt. In diesem Zusammenhang wurden zwar erfolgreiche Geschäftsmodelle im Werkzeugbau ebenso wie Nutzenpotenziale auf dessen Kundenseite aufgezeigt, die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, welche gleichermaßen Nutzen für Werkzeugbau und Kunde stiften, fehlt allerdings. Ausgangspunkt dieses Forschungsvorhabens bildete die Darstellung der Nachfrage- und Anbieterseite. Hieraus resultierte, dass trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der kleinen und mittleren Werkzeugbaubetriebe und deren großen Einfluss auf die Wirtschaft in Deutschland, ihre Bedeutung in der Betriebswirtschaftslehre - besonders in Bezug auf Management - hinter derjenigen von Großunternehmen zurück liegt. Während in größeren Werkzeugbauunternehmen Strategiearbeit methodisch gleichwie organisatorisch in hohem Maße etabliert und institutionalisiert ist, findet in kleinen und mittleren Werkzeugbauten Strategiearbeit eher zufällig, unstrukturiert oder mangelhaft statt - oder sie wird erst gar nicht betrieben. Entscheidungen werden daher häufig „aus dem Bauch heraus" getroffen, ohne vorher eine fundierte Analyse des Marktes und der eigenen Ressourcen durchzuführen. Daher benötigen besonders kleine und mittlere Unternehmen in der Branche Werkzeugbau Unterstützung bei der strategischen Planung. Ziel war es, ihnen zu ermöglichen, bestehende Geschäftsmodelle hinsichtlich ihrer Stimmigkeit und Nutzenorientierung zu überprüfen. Außerdem war es nötig einfache, richtunggebende Maßnahmen für die Erreichung eines Soll-Konzepts aufzuzeigen. Die Analyse und Gestaltung des Geschäftsmodells sollte dabei möglichst eigenständig oder mit sehr geringem Beratungsaufwand durchzuführen sein. Auf Basis der erläuterten Situation wurde in diesem Forschungsvorhaben ein Tool zu (Überprüfung der strategischen Stimmigkeit und Nutzenorientierung des Geschäftsmodells entwickelt. Als Grundlage wurde der Lösungsansatz zur Darstellung der strategischen Stimmigkeit des Geschäftsmodells nach Bleicher gewählt. Hierfür wurde die Darstellungssystematik den Bedürfnissen der strategischen Stimmigkeit und Nutzenorientierung im Werkzeugbau angepasst. Mit dem in diesem Forschungsvorhaben entwickelten Tool steht ein Hilfsmittel zur Verfügung, um eine effektivere und effizientere Bewertung und Gestaltung des Geschäftsmodells hinsichtlich Stimmigkeit verschiedener Spannungsfelder zu ermöglichen. Die Anwendung des Tools ist besonders bei kleineren und mittleren Unternehmen interessant, da auch unternehmensspezifische Ausprägungen berücksichtigt werden. Mit Hilfe der Ergebnisse des Tools lassen sich Zusammenhänge feststellen, um Maßnahmen zur Annäherung an ein Soll-Konzept abzuleiten. Auf Grund der aktuellen Marktentwicklung, könnten zukünftig vermehrt neue Geschäftsmodelle, mit Ausrichtung auf Kombinationsangeboten von Kernprodukt und kundenindividuellen Dienstleistungen aufkommen. Künftige Forschungsarbeiten könnten Methoden und Hilfsmittel für effizienteres Dienstleistungsangebot im globalen Werkzeugbau entwickeln.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Designing industrial product-service-systems for the tooling industry In: Proceedings of the 17th International Annual EurOMA Conference in Porto, Portugal
Schuh, G., Boos, W., Schittny, B., Oschmann, G.
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Industrial product-service-systems for the tooling industry In: Proceedings of the 17th International Conference on concurrent Enterprising in Aachen
Schuh, G., Potente, T., Schittny, B., Wittek, A.
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IPS2 in the tooling industry In: Proceedings of the RPD 2010 conference "Industrial Knowledge for Innovation" in Marinha Grande, Portugal
Schuh, G., Boos, W., Schittny, B.
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Wettbewerbsvorsprung durch Produkt-Service-Systeme In: wt Werkstatttechnik online, Jahrgang 100 (2010) H. 7/8
Schuh, G., Boos, W., Schittny, B., Rittstieg, M.
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Analyse der Geschäftsmodelle im deutschen Werkzeugbau: Ein Tool zur Überprüfung der strategischen Ausrichtung von Geschäftsmodellen für den deutschen Werkzeug- und Formenbau In: ZWF Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb, Jahrgang 107 (2012) Ausgabe 10 vom 31. Oktober
Schuh, G., Nee, C , Schittny, B., Bender, D.