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KFO 273: Therapie der Harninkontinenz durch zellbasierte Regeneration des Harnröhrensphinkters
Fachliche Zuordnung
Medizin
Förderung
Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 190473765
Harninkontinenz, definiert als häufiger ungewollter Harnverlust, führt bereits in geringem Ausmaß zu sozialen, bei größeren Mengen aber auch zu gesundheitlichen Problemen. Die in Deutschland allein durch Behelfsmittel bei Inkontinenz entstehenden Kosten übersteigen jährlich eine halbe Milliarde Euro. Für die häufigste Ursache von Harninkontinenz, der Stressinkontinenz (SUI), meist bedingt durch eine Schwäche oder Fehlfunktion des Harnröhrenschließmuskels, existiert bisher keine nachhaltige kurative Behandlung. Die Klinische Forschergruppe untersucht verschiedene Aspekte einer möglichen kurativen, zellbasierten Therapie zur Stärkung des geschwächten Harnröhrensphinkters. Dabei sollen eigene Zellen der Patienten genutzt werden, um Risiken wie Infektion oder Unverträglichkeit gering zu halten, welche bei der Verwendung fremder Zellen möglicherweise entstehen könnten. Drei klinische Kernfragen stehen im Mittelpunkt: (1) Können Zellen oder Implantate zielgenau und intraoperativ nachvollziehbar in den Harnröhrenschließmuskel appliziert werden? (2) Integrieren sich die applizierten Zellen physiologisch in den Muskel und finden sie Anschluss an den nervalen Steuermechanismus? (3) Verbleiben die applizierten Zellen vital im Injektionsgebiet und welche regenerative Rolle spielen sie über die Zeit? In fünf Teil- und zwei Querschnittsprojekten der Klinischen Forschergruppe werden daher folgende Forschungsvorhaben durchgeführt: (A) Selektion und Herstellung der zur Regeneration eines degenerierten oder defekten Sphinktermuskels geeigneten Zellen, (B) Entwicklung einer schonenden, aber präzisen Operationsmethode und Applikationstechnik für die Zellen, (C) Entwicklung genauer Bildgebungsverfahren zur Navigation der Applikationsgeräte, (D) Entwicklung von Techniken zum Nachweis der Zellen nach deren Injektion und Methoden zur mittelfristigen Nachverfolgung der Zellen im präklinischen Modell, (E) Entwicklung verbesserter und empfindlicher Sonden für urodynamische Messungen und zur Messung der Muskelkraft.
DFG-Verfahren
Klinische Forschungsgruppen
Projekte
- Analyse der funktionellen Homogenität myogen differenzierter Stammzellpopulationen und ihrer funktionellen Integration in einen myogenen Zellverband (Antragstellerin Günther, Elke )
- Differenzierung mesenchymaler Stromazellen und definierter Subpopulationen zu Muskelzellen unter biochemischer und biomechanischer Stimulation (Antragsteller Aicher, Wilhelm K. ; Klein, Gerd ; Rolauffs, Bernd )
- Entwicklung und Untersuchung eines navigierten Endoskopsystems mit Dosiereinheit zum ortsaufgelösten Applizieren von mesenchymalen Stromazellen in den Blasenschließmuskel (Antragsteller Stallkamp, Jan ; Stenzl, Arnulf )
- Markierung von therapeutischen Zellen mit einer Reporterprobe zur nicht-invasiven Darstellung der Zell-Wanderung und -Akkumulation in vivo. (Antragsteller Claussen, Claus D. ; Kramer, Ulrich ; Pichler, Bernd )
- Molekulare Strategien zur Unterstützung der funktionalen Reinnervation des mit Zellimplantation behandelten Harnröhrensphinkters unter Verwendung eines neuen auf p-53 basierenden Ansatzes. (Antragsteller Di Giovanni, Simone )
- Signalverarbeitung und Modellierung zur objektiven Bestimmung der vom Harnröhren- Schließmuskel ausgeübten Kraft zur Beurteilung des Regenerationsstatus. (Antragsteller Sawodny, Oliver )
- Therapie der Harninkontinenz (Antragsteller Stenzl, Arnulf )
- Xenogenes Großtiermodell zur Therapie der Belastungsinkontinenz mit humanen mesenchymalen Stammzellen aus Knochenmark, Fettgewebe und Plazenta (Antragsteller Sievert, Karl-Dietrich )
Sprecher
Professor Dr. Arnulf Stenzl