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Klassiker im Kontext: Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Klassikerverdeutschungen in medialen Übertragungsprozessen (bis 1600)
Antragsteller
Professor Dr. Bernd Bastert; Professor Dr. Manfred Eikelmann
Fachliche Zuordnung
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2013 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 236040317
Der Bezug auf die Antike und deren herausragende Werke und Autoren ist für die Literatur des 15./16. Jh.s bekanntlich zentral. Im Unterschied zur lateinischen und vernakularen romanischen Literatur hat man der kontemporären deutschen Literatur lange abgesprochen, auf diese Herausforderungen angemessen reagiert zu haben. Es hat jedoch durchaus Unternehmungen gegeben, die auf eine Verdeutschung literarischer und philosophischer Klassiker der Antike zielen - diese wurden in der Forschung bis vor kurzem allerdings nur wenig beachtet. Erhalten sind sie in Handschriften des 15. und v.a. in medial ambitionierten, experimentierenden Drucken des 15. und 16. Jh.s. An einem ausgewählten Korpus dieser Klassiker-Verdeutschungen (In der ersten Projektphase: Aesop, Boethius, Cicero, Terenz; in der zweiten Projektphase: Vergil, Ovid), die noch nicht systematisch und v.a. noch niemals für eine so lange und entscheidende Phase der Druckgeschichte (ca. 1460/70 - ca. 1600) unter dieser Fragestellung analysiert wurden, sollen im Projekt die komplexen medialen Transferprozesse und die damit zusammenhängenden kulturräumlichen Kontextualisierungen untersucht werden, die eine Verortung im vernakularen Umfeld ermöglichen. Das Projekt verfolgt dabei eine doppelte Zielsetzung, indem es (1.) untersucht, wie und warum die äußere Textgestalt der komplexen literarischen und philosophischen Werke bei der Übertragung von Latein in Deutsch sowie von der Handschrift in den Druck verändert wird, um von da (2.) zu klären, welche Auswirkungen die beobachteten materiellen Differenzen für die Formierung und funktionale Ausgestaltung neuer laienkultureller Kommunikationsräume haben. Um diese überaus vielschichtige und langfristige Entwicklung mit ihren kognitiven Implikationen adäquat in den Blick zu bekommen, bietet sich eine Analyse deutscher Klassikerübersetzungen an, da bei Einbürgerung und Aneignung der als autoritativ geltenden Werke mit einem ganz besonderen Vermittlungsaufwand und spezifischen Verfahren der Herstellung kultureller Kontakte zu rechnen ist, der und die auf der Ebene der Textpräsentation methodisch kontrolliert beobachtbar sind. Anders als man annehmen könnte, sind es in diesem Fall gerade auch die stark konventionalisierten Präsentationsmuster der Klassikerüberlieferung vor dem Buchdruck, durch welche die Frage nach den Folgen des Medienwandels für die Präsentation und kommunikative Vermittlung dieser Texte eine ganz eigene Prägnanz gewinnt. Darüber hinaus untersucht das Projekt jene Konstellationen und Kommunikationskontexte, die sich im späten 15. und während des 16. Jh.s - im Kontakt und in Auseinandersetzung mit lateinischen Humanistenkreisen - im Umfeld einzelner Drucker, Druckzentren, Städte, Höfe oder Bildungseinrichtungen herauskristallisieren, die sich oft in engen Austauschbeziehungen oder auch in Konkurrenz zueinander, experimentierend an der Verdeutschung lateinischer Klassiker abarbeiten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen