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Zuverlässigkeit und Haftung im Kontext von Climate Engineering: Eine integrierte Betrachtung (CELARIT)

Fachliche Zuordnung Wirtschaftstheorie
Öffentliches Recht
Physik und Chemie der Atmosphäre
Praktische Philosophie
Förderung Förderung von 2013 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 236770886
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Climate Engineering (CE] bezeichnet die absichtsvolle, großskalige Veränderung des Klimasystems um Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken. Solche Maßnahmen sind inhärent mit großen Risiken verbunden. Sowohl aus Überlegungen der Effizienz, wie auch der Legitimität und Gerechtigkeit werden Haftungsregime häufig als gesellschaftspolitische Voraussetzung für den Einsatz von CE diskutiert. Gegeben der fundamentalen Differenz zu alltäglichen Haftungskontexten, insbesondere hinsichtlich der Herstellung einer kausalen Beziehung zwischen CE und potentiellen Schäden, ist eine gesonderte Untersuchung nötig, um die Eignung und potentielle Leistungsfähigkeit des Instruments Haftung im CE Kontext beurteilen zu können. Da es sich bei CE um potentielle, zum jetzigen Zeitpunkt nicht realisierte, Technologien handelt muss solch eine Untersuchung notwendigerweise aus einer primär theoretischen Perspektive erfolgen. Aus ökonomischer Sicht ist das Hauptziel von Haftung die Internalisierung von externen Risiken und Kosten. Wie gut dies erreicht werden kann hängt sowohl von der Struktur der gegebenen Situation wie auch der Ausgestaltung des Haftungsregimes ab. Ein Hauptteil des Projekts bestand deshalb darin, die Struktur des Haftungsproblems im CE Kontext zu erörtern und die Auswirkungen auf die Ausgestaltung optimaler Haftungsregime zu untersuchen. Ein wesentlicher Unterschied zu alltäglichen Haftungssituationen ist, dass die große Mehrzahl potentieller Geschädigter in aller Wahrscheinlichkeit von einem geringen Einsatz von CE profitieren. Dies wirft die Frage nach der Definition von ,Schaden' auf, welcher ein zentraler Begriff für jedes Haftungsregime ist. Innerhalb des Projekts wurde gezeigt, dass es zwei unterschiedliche Betrachtungen hierfür gibt, die im Normalfall identisch, im Kontext von CE jedoch verschieden sind. Weiterhin wurde gezeigt - sowohl mit Hilfe theoretischer Modellierung,wie auch unter Verwendung von Klimamodelldaten - dass die gewählte Schadensdefinition einen erheblichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eines Haftungsregimes hat. Eine weitere wichtige, strukturelle Dimension betrifft die Klimapräferenzen von Akteuren. In einem methodischen Beitrag wurde innerhalb des Projekts eine Möglichkeit entwickelt, um regionale Klimapräferenzen, welche von historischen Klimazuständen abweichen, in die Betrachtung von CE miteinzubeziehen. Dieser methodische Beitrag bedeutet, dass das - höchst plausible - Vorliegen solcher Präferenzen in die Beurteilung von CE generell, wie auch in die Beurteilung von Institutionen zur Regulierung von CE (insbesondere Haftung] miteinbezogen werden kann. Ein zweiter Fokus des Projekts war die Frage der Kausalität zwischen CE und potentiellen Schäden (vornehmlich Extremwetterereignisse]. Aus ökonomischer Sicht ist zu erwarten, dass Parteien eines Prozesses Beweise nicht ausgerichtet auf Wahrheitsgehalt, sondern auf Maximierung der eigenen Erfolgschancen produzieren. Da im Klimakontext eine Beweisführung vor Gericht notwendigerweise auf Klimamodelle, welche eine imperfekte Zuverlässigkeit aufweisen, zurückgreifen müsste, ist dieser Umstand von besonderer Bedeutung. Im interdisziplinären Verbund wurde die Ausgestaltung von Zulässigkeitsregein von wissenschaftlichen Beweismitteln im Klimakontext erörtert, welche sicherstellen, dass in einem tatsächlichen Prozess eine möglichst hohe Zuverlässigkeit der eingebrachten, auf Klimamodellen basierenden, Beweismittel erwartet werden kann. Das Projekt hat mit diesen Beiträgen ein grundlegendes Verständnis der Besonderheiten und der zu erwartenden Leistungsmöglichkeiten des Instruments Haftung im Kontext CE geschaffen. Es füllt damit erfolgreich wichtige inhaltliche und methodische Lücken in der Beurteilung von Governancefragen hinsichtlich CE.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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