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SFB 1288:  Praktiken des Vergleichens: Die Welt ordnen und verändern

Fachliche Zuordnung Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Geisteswissenschaften
Förderung Förderung seit 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317664947
 
Universitätsrankings, Nobelpreisverleihungen, rassistische Analogien – Praktiken des Vergleichens sind allgegenwärtig, prägen das Handeln von Akteuren in Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Politik, spielen in Geschichte und Gegenwart eine grundlegende Rolle. Der SFB 1288 untersucht die Geschichte der Vergleichspraktiken von der Antike bis zur Gegenwart und macht die gesellschaftlichen und kulturellen Ursachen, die Verfahren sowie die Wirkungen des Vergleichens zum zentralen Gegenstand.Wir haben inzwischen eine neue Forschungsagenda etabliert, die das gängige Denken in Identitäten und Differenzen in eine komplexe relationale Figur überführt: Vergleichen Akteure, bestimmen sie – ausgehend von einer Gleichartigkeitsannahme – Differenz und Ähnlichkeit von mind. zwei Vergleichsobjekten (comparata) bzgl. mind. eines Dritten (tertium). Vergleichspraktiken sind weder neutral noch interessenlos oder überzeitlich, sondern produktiv und performativ: Indem sie vergleichen, bringen Akteure die comparata und tertia mittels sozial geteilter Vergleichspraktiken überhaupt erst hervor, die selbigen zugrunde liegen. Wir haben begriffliche Typologien entwickelt, wesentliche Merkmale eurozentrischer Vergleichspraktiken identifiziert und die sog. westliche Moderne als Konstruktion eines wirkmächtigen comparatum sichtbar gemacht. Ebenso konnten wir mithilfe praxistheoretischer Konzepte die Wandelbarkeit und Dynamik des Vergleichens aufzeigen: Vergleichspraktiken unterscheiden sich in Vollzugsweisen, adressiertem Publikum und Aufzeichnungsmedien und veränderten sich im Laufe der Zeit – abhängig davon etwa, ob eine vorstrukturierte Ordnung der Welt durch das Vollziehen von Vergleichen sichtbar gemacht oder allererst erzeugt und etabliert werden sollte. Während wir bislang die Vergleichspraktiken überwiegend auf der Mikroebene untersuchten, steht nun mit der Analyse von Praxisformationen, communities of practice und Modi des Vergleichens die Mesoebene im Zentrum. Wir untersuchen, wie Akteure durch Vergleichen langfristiges Wissen generieren, ihre comparata und tertia herstellen bzw. gestalten und wie über konkrete Kontexte hinausgehende Verfestigungen oder Veränderungen angestoßen werden. Dies wird gebündelt in drei Projektbereichen: D Wissen erzeugen und stabilisieren, E Grenzen des Vergleichens, F Standardisieren und Globalisieren, deren zentrale Fragestellungen sind: Wie konnten sich Vergleichspraktiken über einen längeren Zeitraum hinweg etablieren? Wie wurden sie verändert und verstetigt? Welche Grenzziehungen gingen damit einher? Welche standardisierenden und teilweise globalisierenden Effekte hatten sie? Mithilfe des Wandels von Vergleichspraktiken lassen sich – so unsere These – sowohl globale historische Prozesse untersuchen als auch Periodisierungen neu begründen. Somit leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum langfristigen Forschungsziel des Verbundprojektes, eine kontingenzsensible Theorie historischen Wandels zu entwickeln.
DFG-Verfahren Sonderforschungsbereiche

Laufende Projekte

Abgeschlossene Projekte

Antragstellende Institution Universität Bielefeld
Beteiligte Hochschule Friedrich-Schiller-Universität Jena
Sprecherinnen Professorin Dr. Angelika Epple, bis 4/2021; Professorin Dr. Antje Flüchter, seit 5/2021
 
 

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