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FOR 655:  Priorisierung in der Medizin: Eine theoretische und empirische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)

Fachliche Zuordnung Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Geisteswissenschaften
Medizin
Förderung Förderung von 2007 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 15070313
 
Fragen nach Prioritäten medizinischer Versorgung in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) von ärztlichen und politischen Entscheidungsträgern werden weitgehend pragmatisch nach den im jeweiligen Kontext dominierenden Gesichtspunkten entschieden. Es fehlte und fehlt an klaren Konzepten sowie etablierten Verfahren der Informationsgewinnung und Informationsverarbeitung, um solche wichtigen Entscheidungen systematisch vorbereiten zu können. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, diesem Mangel durch disziplinübergreifende, "transdisziplinäre" theoretische und empirische Untersuchungen abzuhelfen. Die wesentliche Innovation dieser Forschergruppe bildet nicht nur die enge Verzahnung von theoretisch-allgemeinen und empirisch-konkreten Überlegungen verschiedener Disziplinen, sondern der systematische Fokus auf die Wünsche und Interessen der konkret Betroffenen, d.h. Patienten, Mediziner und Bürger.
Dabei wird vertikale Priorisierung von der horizontalen unterschieden. Eine vertikale Priorisierung bedeutet, eine Hierarchie innerhalb eines Spezialgebietes oder einer Krankheitskategorie aufstellen zu können. Eine solche Entscheidung verlangt, dass innerhalb einer Patientengruppe hinsichtlich ihrer Bedürfnisse Prioritäten gesetzt werden. Eine horizontale Priorisierung bedeutet demgegenüber, eine Hierarchie zwischen verschiedenen Spezialgebieten oder verschiedenen Krankheitsbildern aufstellen zu können. Drei Aspekte sind von besonderer Wichtigkeit:
(1) Empirische Untersuchungen zur systematischen Erfassung der Bedürfnisse und Interessen verschiedener Stakeholder. Verschiedene Methoden von qualitativen Interviews über Fragebogenerhebungen bis zu Conjoint-Analysen kommen hier zum Einsatz.
(2) Untersuchung konkreter Krankheitsbilder (exemplarisch Hämophilie A, arterielle Verschlusskrankheiten, Organallokation). Angemessene Priorisierungsmechanismen sollen anhand von konkreten knappheitsbezogenen Fallkonstellationen gewonnen und vorgeschlagene allgemeine Regeln und Institutionen der Priorisierung an diesen konkreten Informationen auf ihre Bestandsfähigkeit geprüft werden.
(3) Die Betrachtung der Priorisierung aus juristischer, ökonomischer und philosophischer Sicht versteht sich grundsätzlich als komplementär zu den empirischen Untersuchungen der Forschergruppe. Es geht darum, sowohl empirisch zu untersuchende Fragestellungen theoretisch zu entwickeln als auch die empirisch gewonnenen Ergebnisse systematisch in breitere theoretische und normative Überlegungen einzuordnen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen

Projekte

stellvertr. Sprecherinnen / stellvertr. Sprecher Professorin Dr. Adele Diederich; Professor Dr. Hartmut Kliemt
 
 

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