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FOR 1328:  Erwartungen und Konditionierung als Basisprozesse der Placebo- und Nocebo-Reaktion : Von der Neurobiologie zur klinischen Anwendung

Fachliche Zuordnung Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Medizin
Förderung Förderung von 2010 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 138279939
 
In klinischen Studien finden sich zum Teil bereits in der Placebo-Gruppe 50-70 Prozent der positiven Effekte, die für die Behandlungsgruppe berichtet werden ("Placebo-Effekt“). Umgekehrt finden sich auch zahlreiche Personen, die über medikamenteninduzierte Nebenwirkungen klagen, obwohl sie in der Placebo-Gruppe sind und ein scheinbar inaktives Präparat erhielten ("Nocebo-Effekte“). Erwartungseffekte und Lernprozesse ("Konditionierung“) konnten als zwei zentrale psychologische Mechanismen in der Entstehung solcher Placebo- und Nocebo-Effekte identifiziert werden.
Für diese psychologischen Mechanismen konnten in den letzten Jahren erste neurobiologische Wirkpfade identifiziert werden. Dabei wurde deutlich, dass die Placebo-Reaktion oftmals auf vergleichbaren biologischen Steuerungsprozessen beruht wie die erwartete Medikamentenwirkung. Eine Identifizierung der psychologischen und neurobiologischen Wirkpfade von Placebo- und Nocebo-Reaktionen hat hierbei nicht nur zentrale Bedeutung für klinische Fragestellungen, sondern beleuchtet auch ganz grundsätzlich Wege der Symptomgenese und Symptomkontrolle.
Die Forschergruppe setzt sich zum Ziel, im Sinne eines translationalen Ansatzes die Brücke von der neurobiologischen Grundlagenforschung bis hin zur klinischen Anwendung von Placebo- und Nocebo-Effekten zu spannen. Dabei verwenden alle Projekte Manipulationen von Erwartungen und Konditionierungsprozessen im klinischen Kontext. Neurophysiologische Wirkpfade und Regelkreise werden unter anderem unter Zuhilfenahme von Bildgebungsverfahren (fMRI) identifiziert, die bei Erwartungs- und Konditionierungsprozessen beteiligt sind.
Immunologische, gastrointestinale und schmerzrelevante Systeme werden in ihrer Funktionalität durch Erwartungs- und Konditionierungsmanipulationen beeinflusst. Klinische Anwendungsfragen werden zum Beispiel bei Patienten mit Parkinson-Erkrankungen (Tiefenhirnstimulation), bei chronischen Schmerzpatienten, bei Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen und bei Patienten aus der Herzchirurgie untersucht. Dabei wird davon ausgegangen, dass durch eine Optimierung solcher sogenannter "unspezifischer Wirkfaktoren“ eine Verbesserung der Behandlungsverläufe in einem bisher kaum geahnten Ausmaß erreicht werden kann.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen

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