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SFB 882: Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten
Fachliche Zuordnung
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Geisteswissenschaften
Geisteswissenschaften
Förderung
Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 138713964
Die einzelnen Felder der Ungleichheitsforschung wie die Bildungs- oder Mobilitätsforschung sind durchaus theoretisch wie empirisch leistungsfähig. Die Ungleichheitsforschung ist jedoch insgesamt thematisch und theoretisch in mehrere kaum miteinander kommunizierende, methodisch fragmentierte Forschungslinien aufgespalten. Um über die Spezialdisziplinen der Ungleichheitsforschung hinaus gesellschaftstheoretisch und gesellschaftspolitisch bedeutsam zu sein, benötigt die Ungleichheitsforschung ein systematisches Verständnis der Regeln, nach denen Ungleichheiten in verschiedenen Teilsystemen der Gesellschaft produziert werden, sowie ihrer zeitlichen Ordnung und Interdependenz. Dazu will der Sonderforschungsbereich einen Vorschlag machen, der auf zwei Pfeilern ruht. Erstens geht es um die konsequente Unterscheidung zwischen Heterogenitäten und Ungleichheiten. Heterogenitäten indizieren zunächst eine bloße Verschiedenheit von Gesellschaftsmitgliedern. Es geht dabei um: askriptive Merkmale wie physische Unterschiede zwischen den Menschen, Geschlecht, Alter, Nationalität und Ethnizität; kulturelle Vorlieben, Lebensformen, Lebensstile, Einstellungen, Orientierungen und Weltanschauungen; Kompetenzen, Qualifikationen und Eigenschaften, die als gesellschaftlich legitimierte Mechanismen der Chancenzuweisung angesehen beziehungsweise zumindest als solche diskutiert werden; sowie die Differenzierung von Tätigkeiten im Rahmen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung. Ungleichheiten sind als mehrdimensionales Phänomen zu begreifen. Dies betrifft zum einen unterschiedliche Ungleichheitsdimensionen, zum anderen zusätzlich zur sozialstrukturellen Verteilung die Wahrnehmung, Deutung und Bewertung verschiedener Ungleichheiten und Ungleichheitslagen. Wir berücksichtigen klassische Ressourcenungleichheiten ebenso wie Anerkennung und Teilhabechancen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Der zweite Pfeiler, auf dieser Unterteilung fußend, ist der Versuch, die sozialen Mechanismen zu identifizieren und zu systematisieren, die aus solchen Heterogenitäten - im Sinne bloßer Verschiedenheit der Gesellschaftsmitglieder - soziale Ungleichheiten entstehen lassen. Dies ist das gemeinsame Erkenntnisinteresse der im Sonderforschungsbereich zusammengeführten Teilprojekte.
DFG-Verfahren
Sonderforschungsbereiche
Abgeschlossene Projekte
- A01 - Soziale Schließung und Hierarchisierung. Kontextuelle Bedingungen ungleicher Entwicklungschancen in frühen Lebensphasen (Teilprojektleiter Schunck, Reinhard ; Schupp, Jürgen )
- A02 - Die Entstehung und Entwicklung von deviantem und delinquenten Verhaltens im Lebensverlauf und ihre Bedeutung für soziale Ungleichheitsprozesse (Teilprojektleiter Reinecke, Jost )
- A03 - Geschlechtsspezifische Chancendisparitäten im Erwerbsverlauf (Teilprojektleiterin Golsch, Katrin )
- A04 - Die Rolle von sozialen Netzwerken und Organisationen in der intergenerationalen Transmission von Lohnungleichheit (Teilprojektleiterinnen / Teilprojektleiter Dawid, Herbert ; Zaharieva, Anna )
- A05 - Wohlfahrtsstaat und Bildung: Bildungsarmut im internationalen Vergleich (Teilprojektleiter Lohmann, Henning )
- A06 - Die Legitimation von Ungleichheiten: Strukturelle Bedingungen von Gerechtigkeitseinstellungen über den Lebensverlauf (Teilprojektleiter Liebig, Stefan )
- B01 - Ethnische Heterogenität und die Genese von Ungleichheit in Bildungseinrichtungen der (frühen) Kindheit (Teilprojektleiterinnen Diehm, Isabell ; Machold, Claudia )
- B02 - Ethnizität an der Universität - Prozesse ethnischer Grenzziehungen und Ungleichheitsrelationen im Studiumsverlauf (Teilprojektleiterin Pfaff-Czarnecka, Joanna )
- B03 - Wechselwirkungen zwischen Verwirklichungschancen im Berufs- und Privatleben. Eine Untersuchung von Beschäftigten in unterschiedlichen Arbeitsorganisationen (Teilprojektleiter Diewald, Martin )
- B04 - Betriebe und Ungleichheit: Synchrone und diachrone Ungleichheitseffekte zeitweiser Entlassungen (Recalls) (Teilprojektleiter Liebig, Stefan )
- B05 - Arbeitsorganisationen und väterliche Lebensführung (Teilprojektleiterinnen Müller, Ursula ; Oechsle, Mechthild )
- C01 - Transnationalität und Ungleichheit - Pilotprojekt Panelstudie (Teilprojektleiter Faist, Ph.D., Thomas ; Razum, Oliver )
- C03 - Transnationale Mobilität und Soziale Positionen in der Europäischen Union: Mobilitätsverläufe, Sozio-ökonomischer Status und Vergleiche (Teilprojektleiterinnen / Teilprojektleiter Faist, Ph.D., Thomas ; Tucci, Ingrid )
- C04 - Soziale Konstruktion von Heterogenitätskriterien als Herausforderung an Politik, Recht und Rechtsanwendung (Teilprojektleiter Gusy, Christoph )
- C05 - Globale Ungleichheitsvorstellungen in der Weltgesellschaft (Teilprojektleiter Albert, Mathias ; Koch, Martin )
- INF - Informations- und Dateninfrastruktur (Teilprojektleiterinnen / Teilprojektleiter Gießelmann, Marco ; Rosenbohm, Sophie ; Vompras, Johanna )
- MGK - Modul Integriertes Graduiertenkolleg (MGK): Heterogenität und soziale Ungleichheiten (Teilprojektleiter Dawid, Herbert ; Reinecke, Jost )
- Z - Zentrale Aufgaben des Sonderforschungsbereichs (Teilprojektleiter Diewald, Martin ; Faist, Ph.D., Thomas ; Liebig, Stefan )
Antragstellende Institution
Universität Bielefeld
Beteiligte Institution
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
Sprecher
Professor Dr. Martin Diewald