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FOR 1614:  Was wäre wenn? Zur Bedeutung, Epistemologie und wissenschaftlichen Relevanz von kontrafaktischen Aussagen und Gedankenexperimenten

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Förderung Förderung von 2012 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 185153653
 
Die Signifikanz des kontrafaktischen oder im weitesten Sinne konditionalen Denkens für unser Erkennen und Handeln ist überwältigend. Unser kausales Weltbild beruht ebenso darauf wie unsere Handlungsplanung. Wir denken, dass die Wirkung nicht ohne die Ursache eingetreten wäre; und wir wägen ab, was jeweils passieren würde, wenn wir eine von verschiedenen möglichen Optionen wählen würden. Die Natur des konditionalen Denkens ist aber trotz umfangreicher Literatur immer noch schlecht verstanden.Die DFG-Forschergruppe hat dieses Thema auf originelle Weise angegangen. In zwei ihrer Projekte behandelte sie die philosophisch-linguistischen Grundlagen, basierend auf noch unberücksichtigten Entwicklungen in der formalen Erkenntnistheorie. In zwei weiteren Projekten ging es um die expliziteste Ausformung konditionalen Denkens, nämlich um Gedankenexperimente in der Philosophie, den Geisteswissenschaften und der Biologie, die in dieser Hinsicht noch kaum untersucht ist. Der wenig behandelte Übergang zur Fiktion ist fließend; er wurde in einem literaturwissenschaftlichen Projekt behandelt. Abgerundet wurde die Gruppe durch ein wissenschaftshistorisches Projekt über die Epoche, in der die Rede von Gedankenexperimenten aufkam.Die gemeinsame Arbeit führte zu der Erkenntnis, dass man für ein besseres Verständnis des konditionalen Denkens viel gründlicher seinen Werkzeugcharakter, seine pragmatischen und psychosozialen Grundlagen und Wirkungen studieren muss. Dem widmet sich die Verlängerung der auf sieben Projekte verstärkten Forschergruppe (plus ein assoziiertes) - womit sie weiter thematisches und methodologisches Neuland betritt.Drei Projekte werden sich mit den philosophischen Grundlagen des konditionalen Denkens befassen. Ein modaltheoretisches Projekt untersucht einen dynamischen Möglichkeitsbegriff, der eine bessere Fundierung der Konditionaltheorie verspricht. Ein epistemologisch-semantisches Projekt studiert die epistemische Dynamik im konditionalen Diskurs. Ein philosophisch-psychologisches Projekt befasst sich mit der Imagination als derjenigen geistigen Fähigkeit, die dem kontrafaktischen Denken zugrunde liegt. Ferner hat sich gezeigt, dass man viel tiefer die Pragmatik des konditionalen Diskurses studieren muss. Das leisten zwei linguistische Projekte, in Kooperation mit den philosophischen Projekten. Dies wird durch eine kognitionspsychologische Mercator-Fellowship ergänzt. Die letzten zwei Projekte verstärken die sozialpsychologischen Aspekte der Forschergruppe. Das wissenschaftshistorische Projekt, ergänzt durch eine weitere Mercator-Fellowship, wird sich auf diese Aspekte konzentrieren, insoweit sie in den bisher im Projekt untersuchten intellektuellen Traditionen entwickelt wurden. Das literaturwissenschaftliche Projekt schließlich wird das kontrafaktische Denken aus sozialhistorischer Perspektive beleuchten, indem es die politische Funktion kontrafaktischer Geschichtsschreibung in der post-sovjetischen Gesellschaft Russlands untersucht.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen

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