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FOR 1986:  Natur in politischen Ordnungsentwürfen: Antike - Mittelalter - Frühe Neuzeit

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228265259
 
Ausgangspunkt der Forschergruppe ist die Frage nach der Rolle von Natur bei der Begründung vormoderner politischer Ordnungen. Von den alten Kulturen des Vorderen Orients und der griechisch-römischen Antike über das Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit wird im Namen der Natur und des Natürlichen Geltung behauptet oder bestritten; Natürlichkeit dient hierbei als Argument oder auch dazu, Argumentation durch Rekurs auf eine unhintergehbare Berufungsinstanz zu beenden. Die Verbreitung, ja Allgegenwart des Rekurses auf Natur und die Variabilität seiner Formen und Funktionen machen eine interdisziplinäre Bearbeitung des Themas ebenso zwingend wie lohnend. a) Unter dem Stichwort der ‚Naturalisierung‘ fragen wir, wie Natur epochenübergreifend dazu verwendet wird, Kontingenz in (Natur-)Notwendigkeit umzumünzen. Unser Erkenntnisinteresse richtet sich auf die spezifischen semantischen, textuellen und medialen Ausprägungen, in denen diese kontinuierliche Grundfunktion der ‚Naturalisierung‘ jeweils begrifflich, theoretisch, historisch aktualisiert wird. Bei dieser Fragestellung wird die Differenz von Selbst- und Fremdbeobachtung einer je gegebenen Kultur besonders relevant. b) Was geschieht mit der Ordnungs- und Legitimierungsmacht der Natur in theologischen Konzeptionen wie etwa jenen des Mittelalters, in denen die Natur – ob als erbsündig verdorbene oder als schöpferische Kraft – der göttlichen Prärogative subordiniert sein müsste? Zu beobachten ist, dass diese Nachrangigkeit keinesfalls immer und in allen gesellschaftlich-kulturellen Zusammenhängen auch wirklich explizit gemacht würde. Untersucht werden mithin die vielfältigen Spannungen, Brechungen und Geltungskonkurrenzen zwischen der Autorität Gottes, der Autorität der Natur und der Autorität des (normsetzenden) Menschen, die sich häufig gerade auch an der Intensität ablesen lassen, mit der versucht wird, sie legitimatorisch zu invisibilisieren. c) Wie wird die axiologische Ambivalenz von Natur kulturell bearbeitet? Natur kann einerseits als Leitidee bei der Schaffung, Konsolidierung, Stabilisierung und Perpetuierung sozialer Gemeinschaft und politischer Ordnung erscheinen, andererseits aber auch als deren Störfaktor, als das Widerständige, Gegendiskursive. Auf welche Weise kann diese Ambivalenz aktiviert oder ausgeblendet werden?
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