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FOR 600:  Funktionalbegriffe und Frames

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Förderung Förderung von 2005 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 13165901
 
Die Forschergruppe untersucht so genannte Funktionalbegriffe und ihren Zusammenhang mit einem bestimmten sehr allgemeinen Beschreibungsformat, den Frames der kognitiven Psychologie (Lawrence Barsalou). Funktionalbegriffe (FB) beschreiben ihren Gegenstand als etwas, das zu einem Bezugsobjekt nur einmal gegeben ist, zum Beispiel seine Länge, seine Bedeutung, seine Mutter, sein Kopf. Indem FB ihren Gegenstand relativ zu einem Bezugsobjekt definieren, sind sie relational, indem sie pro Bezugsobjekt nur auf einen Gegenstand zutreffen können, sind sie inhärent eindeutig. Diese Besonderheiten schlagen sich in der Grammatik nieder: Sie werden wegen ihrer Relationalität meistens in einer Possessivkonstruktion verwendet und wegen ihrer inhärenten Eindeutigkeit mit bestimmtem Artikel. FB erlauben punktuell eine präzise Beschreibung ihres Bezugsobjekts, die einen einzelnen Aspekt herausgreift. Sie sind eine relativ junge Errungenschaft der Sprache, die unter anderem mit dem Vormarsch der Wissenschaften zusammenhängt. Die linguistischen Teilprojekte suchen nach Kriterien zur Erkennung dieses Begriffstyps und untersuchen die grammatischen und semantischen Eigenschaften von FB sprachvergleichend und historisch.
Barsalou betrachtet Frames als universales Beschreibungsformat, in dem unsere kognitiven Konzepte angelegt sind. Frames beschreiben ihren Gegenstand anhand eines Bündels von Attributen wie Form , Funktion , Größe usw., für die ein mehr oder weniger spezifischer Wert angegeben ist. Die Wahl der Attribute und die Festlegung ihrer Werte ergibt eine Beschreibung, strukturell vergleichbar etwa mit der Personenbeschreibung in einem Reisepass. Alle kognitiven Kategorien, so Barsalou, und alle uns bekannten individuellen Objekte sind in unserem Kopf auf diese Weise durch Frames beschrieben.
Die Attribute in Frames sind vom Begriffstyp her Funktionalbegriffe. So gesehen erfolgt jede mentale Beschreibung anhand eines geeigneten Sets von FB (wobei davon ausgegangen muss, dass wir für längst nicht alle Attribute in unseren Frames sprachliche Begriffe besitzen). Umgekehrt liegen in der Sprache in Form von FB unmittelbar die Komponenten unserer allgemeinen Begriffsbildung zutage.
Die philosophischen und wissenschaftstheoretischen Teilprojekte untersuchen die formalen Eigenschaften von Frames, ihre neuronalen Grundlagen, die Rolle von Frames in der Entwicklung von Wissenschaften (anhand der Medizin) und die Entwicklung der Theorie der Begriffe in der Geschichte der Metaphysik.
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