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SFB 1512:  Intervenierende Künste

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 451897170
 
Mehr denn je werden Künste gegenwärtig von dem Anspruch bestimmt, gesellschaftlich wirksam zu sein. Sie sind weltweit darauf ausgerichtet, soziale Prozesse zu verändern, in politische Konflikte einzugreifen und Öffentlichkeiten herzustellen. Strömungen wie Participatory Art, Artivism, Climate-Change Art und Nature Writing zeugen dabei von der Präsenz globaler Krisen und gesellschaftlicher Konflikte: Künste involvieren sich in Kämpfe um Demokratie, Menschenrechte und globale Machtverhältnisse, sie adressieren Krisen wie Klimawandel und (COVID-19-)Pandemie, und sie entwerfen im Angesicht von Krise und Konflikt neue Lebens- und Arbeitsformen. Der Sonderforschungsbereich schlägt zur Beschreibung dieser politischen Involviertheit künstlerischer Poiesis den Begriff der intervenierenden Künste vor. Unter diesem Leitkonzept fragt er nach neuen Formen der Gesellschaftlichkeit von Kunst und der künstlerischen Hervorbringung von Gesellschaft. Dabei kommt der Historizität gegenwärtiger Künste, wie sie sich etwa in Rückbezügen auf Formen und Verfahren der Avantgarden und deren Re-Modellierung im 20. und 21. Jahrhundert zeigt, besondere Bedeutung zu.Der Verbund, der die künstebezogenen Disziplinen mit Philosophie, Geschichte, Soziologie und Kulturanthropologie vereinigt, stellt die hervorbringende und aktivierende Dimension der Künste ins Zentrum und untersucht deren Potential, mittels der Etablierung künstlerischer Wahrnehmungsordnungen und Praktiken soziale Beziehungen zu stiften und politische Konflikte zu generieren. Das Intervenieren der Künste lässt sich nur im Rahmen eines komplexen Verständnisses von Kunst und Gesellschaft untersuchen, das von Disparitäten und Heterogenitäten ausgeht. Postkoloniale, intersektionale und queertheoretische Perspektiven ermöglichen es dabei, die Künste und ihre Praktiken als Faktoren gesellschaftlicher Krisen und Kämpfe und Ausgangspunkt neuer Konzeptionen des Politischen zu begreifen. Der Verbund tritt dabei einer theoretischen Verkürzung entgegen, die darin bestehen würde, nur manifeste Ausrichtungen auf gesellschaftlich-politische Zusammenhänge als künstlerische Interventionen zu berücksichtigen. Neben programmatischen Interventionsansprüchen werden auch jene künstlerischen Poetiken und Praktiken untersucht, die kraft ihrer eigenen Formbildung, materiellen Widerständigkeit und performativen Dynamik eher untergründig, subkutan und mikrologisch intervenierendes Potential entfalten. Mit seiner Arbeit verfolgt der Sonderforschungsbereich insgesamt das Ziel, die gesellschaftliche Stellung von Kunst als intervenierender Praxis neu zu bestimmen und einen begrifflich-theoretischen Rahmen für die Kunst im gegenwärtigen Zeitalter zu erarbeiten. In drei Schwerpunktbereichen untersucht der SFB mit (A.) Teilhaben und Trennen, (B.) Bewegen und Unterbrechen sowie (C.) Entwerfen und Verwerfen grundlegende Poetiken des Intervenierens.
DFG-Verfahren Sonderforschungsbereiche

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Antragstellende Institution Freie Universität Berlin
 
 

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