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SFB 1629:  Negation: Ein sprachliches und außersprachliches Phänomen (NegLaB)

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 509468465
 
Negation ist eine grundlegende und einzigartige Eigenschaft der menschlichen Sprache, da sie darüber nachzudenken erlaubt, was nicht der Fall ist. Sie stellt eine klar definierte grammatische Funktion dar und interagiert mit vielen Bereichen der Grammatik und der Kognition. Erwerb und Verarbeitung von Negation beinhalten linguistische und nicht-linguistische kognitive Prozesse. Die Negation stellt somit einen idealen Testfall dar, um kognitive Mechanismen grammatischer Natur zu differenzieren von Mechanismen, die die Sprache mit anderen kognitiven Domänen teilt, wie etwa Gedächtnis, Aufmerksamkeit und kognitive Kontrolle. Der SFB NegLaB soll erforschen, wie die Negation sprachübergreifend mit grammatischen und mit nicht-linguistischen kognitiven Operationen assoziiert ist, und ob die Operationen, die in negativen Äußerungen vorkommen, Teil der Negation selbst sind oder als Effekt des grammatischen Systems und kognitiver Funktionen entstehen. Semantisch wird Negation generell als ein einzelner propositionaler Operator analysiert, ihr morphosyntaktischer Ausdruck ist aber sehr vielfältig und umfasst oft mehrere morphologische Exponenten. Während die Semantik der Negation deshalb vermuten lässt, dass sie durch ein einzelnes satz-initiales Morphem ausgedrückt werden kann (Neg-Only Hypothesis), impliziert ihre reiche und variable Morphosyntax, dass Negation mehrere semantische Bedingungen erfordert (Neg-Plus Hypothesis). Unser Ziel ist es, dieses Puzzle in unterschiedlichen empirischen Bereichen zu lösen. Die Interaktion zwischen negativen Äußerungen, kognitiver Verarbeitung und der Evaluation alternativer Propositionen zeigt mehr grammatische Effekte als aufgrund der Semantik zu erwarten wären. Im Spracherwerb verwenden Kinder relativ früh negative Äußerungen, der vollständige Erwerb der Negation benötigt aber eine deutlich längere Zeitspanne. Effekte zeigen sich auch in der Sprachverarbeitung Erwachsener: Sprachverstehen ist kostspieliger für negative als für positive Sätze, weil die Interpretation negativer Äußerungen die Inhibition der korrespondierenden positiven Sätze involviert. Die Erforschung, wie Negation mit anderen grammatischen Kategorien und nicht-linguistischen kognitiven Funktionen interagiert, erlaubt Rückschlüsse darüber, wie Negation in natürlichen Sprachen funktioniert und wie sie andere (extra-)grammatische Komponenten und Prozesse unterstützt oder hemmt: Warum müssen einige Elemente zwingend mit Negation erscheinen (z.B. negative polarity items), während andere (z.B. einige Typen von Imperativen) inkompatibel mit Negation sind? Unser übergreifendes Ziel ist eine theoretische Perspektive darauf, wie sich Negation in natürlichen Sprachen manifestiert, wie sie erworben und verarbeitet wird, und weshalb sich ihre morphosyntaktische Realisierung so stark zwischen Sprachen unterscheidet. Dies wird zu einem umfassenderen und tiefergehenden Verständnis der Verbindungen zwischen linguistischer Kompetenz und genereller Kognition führen.
DFG-Verfahren Sonderforschungsbereiche

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Antragstellende Institution Goethe-Universität Frankfurt am Main
 
 

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