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SFB 923:  Bedrohte Ordnungen

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung von 2011 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 170320015
 
Der SFB 923 untersucht Bedrohte Ordnungen. Unter Ordnungen werden Gefüge von Elementen verstanden, die in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen und die Praxis sozialer Gruppen oder ganzer Gesellschaften strukturieren. Sie werden im Handeln und in der Vorstellung menschlicher Akteure hervorgebracht, bestätigt und/oder modifiziert. Sie ent- und bestehen über eine gewisse Zeitdauer hinweg, beinhalten und ermöglichen Grenzziehungen zwischen sozialen Gruppen, kanalisieren Handlungsoptionen, stabilisieren Verhaltenserwartungen und etablieren Routinen. Zugleich sind sie ihrerseits Elemente übergreifender, interdependenter Ordnungszusammenhänge: Sie existieren stets im Verhältnis zu anderen Ordnungen, sind diesen über-, unter- oder nebengeordnet und bilden sich in einem Spannungsverhältnis zwischen normativen Entwürfen (die oft emotional besetzt und mit Identifikationen verbunden sind) und praktischer Hervorbringung. In Bedrohungssituationen können diese Eigenschaften in besonderer Weise erkennbar werden.Als bedroht gelten Ordnungen dem SFB dann, wenn Akteure zu der Überzeugung gelangen, dass Handlungsoptionen unsicher werden, Verhaltensweisen und Routinen infrage stehen, sie sich jetzt oder in naher Zukunft nicht mehr aufeinander verlassen können und wenn es ihnen gelingt, eine Bedrohungskommunikation zu etablieren. Indem Forscherinnen und Forscher aus historisch und gegenwartsnah arbeitenden Sozial- und Kulturwissenschaften sowie weiteren Disziplinen gemeinsam an einem Modell ‚Bedrohter Ordnungen‘ arbeiten, sollen vier langfristige Forschungsziele erreicht werden:1. Historisierung aktueller Krisendiagnosen2. Untersuchung der Modi schnellen sozialen Wandels3. Erneuerung der Raum- und Zeitkategorien der Sozial- und Kulturwissenschaften4. Grundlagenreflexion in den Sozial- und Kulturwissenschaften unter den Bedingungen der Globalisierung.Diese weitgespannten Ziele können erreicht werden, weil mit ‚Ordnung‘ ein epochen- und fächerübergreifend zentraler Begriff des politischen und sozialen Denkens thematisiert wird. Er erfährt über das Attribut ‚bedroht‘ eine Zuspitzung, die ihn anschlussfähig macht für aktuelle disziplinübergreifende Debatten zu den Themen Krise, Revolution, sozialer Wandel und Modernisierung, zu Sicherheit/Unsicherheit, Resilienz und Emotion, aber auch zu Grundfragen einer historisch dimensionierten Globalisierung. Der SFB nimmt damit Themen auf, die national und international breit diskutiert werden. Sein Proprium besteht darin, im – kurzfristigen – Moment der Bedrohung die Grundmuster sozialer Ordnung aufzusuchen. Indem Bedrohung und Ordnung in dieser Weise zueinander in Beziehung gesetzt werden, können das Existenzielle der Bedrohung einerseits, Konstanz und Varianz von Ordnung andererseits in diachroner Perspektive analysiert werden. Über das angestrebte Modell ‚Bedrohte Ordnungen‘ führt so der Weg zu grundlegenden Fragen der Kultur- und Sozialwissenschaften im 21. Jahrhundert.
DFG-Verfahren Sonderforschungsbereiche
Internationaler Bezug Großbritannien

Abgeschlossene Projekte

Antragstellende Institution Eberhard Karls Universität Tübingen
Sprecher Professor Dr. Ewald Frie, bis 8/2016; Professor Dr. Mischa Meier, seit 8/2016
 
 

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