Detailseite
Projekt Druckansicht

SFB 1482:  Humandifferenzierung

Fachliche Zuordnung Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Geisteswissenschaften
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442261292
 
Der SFB untersucht ein grundlegendes kulturelles und soziales Phänomen: dass sich Menschen fortlaufend kategorisierend unterscheiden. Sie tun dies etwa nach Nationalität, Ethnizität, Religion, Alter, Geschlecht, Leistung, sexueller Orientierung usw. Gesellschaften entwickeln hier ihre eigenen Ethnosoziologien, mit denen sie ihr ‚Menschenmaterial‘ (Simmel 1908) klassifizieren und seine sozialen Zugehörigkeiten herstellen. Der SFB beansprucht forschungsorganisatorische, grundlagentheoretische und gesellschaftliche Relevanz. Forschungsorganisatorisch soll der SFB eine durch Humandifferenzierung in spezialisierte ‚Studies‘ fragmentierte Forschung in einem neuen übergreifenden Feld ‚Studies in Human Categorization‘ zusammenführen. Der grundlagentheoretische Leitbegriff der ‚Humandifferenzierung‘ soll dabei eine zweifache Leistung erbringen: Zum einen soll er die reifizierende Vorstellung menschlicher Eigenschaften in die Erforschung von Unterscheidungsprozessen auflösen; zum anderen soll er miteinander konkurrierende und interferierende Zugehörigkeiten von Menschen begreifbar machen. Dabei untersucht der SFB nicht nur die Unterscheidungen der Menschen voneinander, sondern auch die ontologische Außendifferenzierung des Menschen von anderen Lebewesen und Artefakten, die in einem engen Verweisungsverhältnis zu seinen Binnendifferenzierungen steht. Gesellschaftliche Relevanz hat der SFB, weil sein Thema unmittelbar anschlussfähig an weltgesellschaftliche Gegenwartsfragen ist: Humandifferenzierung hat nicht nur grundsätzlich eine große gesellschaftliche Bedeutung, sie bekommt aktuell auch eine hohe zeitgeschichtliche Virulenz im Zuge von ökonomischen, politischen und kulturellen Globalisierungsprozessen, in denen etwa nationale und religiöse Differenzierungen weltweit revitalisiert werden und Migrationsprozesse ethnische Diversifizierung befördern. Der SFB verfolgt drei Ziele: die Komparatistik, Analytik und Theorie der Humandifferenzierung. Er will die komparatistische Frage nach den Vergleichsparametern, den Verwandtschaftsverhältnissen und der Spezifik von Humandifferenzierungen empirisch gehaltvoll beantworten. Ferner will er durch die Analyse des Zusammenspiels von Prozessen der Humandifferenzierung mit Formen sozialer und gesellschaftlicher Differenzierung Konstellationen und Mechanismen identifizieren, unter denen sie folgenreich oder außer Kraft gesetzt werden. Schließlich will der SFB zu einer allgemeinen Theorie der Humandifferenzierung kommen, die ihre soziokulturellen Funktionen bestimmt. Sie soll spezifizieren, warum Humandifferenzierungen stattfinden und welche sozialen Bedingungen sie antreiben bzw. abschwächen.
DFG-Verfahren Sonderforschungsbereiche

Laufende Projekte

Antragstellende Institution Johannes Gutenberg-Universität Mainz
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung