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SFB 573:  Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit (15. bis 17. Jahrhundert)

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung von 2001 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5484562
 
Der Sonderforschungsbereich untersucht Konstitutionsbedingungen und Basisstrukturen der Frühen Neuzeit, Traditionsvorgaben des Mittelalters wie Voraussetzungen für den Übergang zur Neuzeit. Unter seinen Leitbegriffen ‘Pluralisierung’ und ‘Autorität’ bündelt er philosophische, theologische, historische, sprach- und literaturwissenschaftliche, kunst- und wissenschaftsgeschichtliche Forschungen. ‘Pluralisierung’ meint die Vermehrung der in einem Kulturbereich relevanten Repräsentationen der Wirklichkeit, die Emergenz von ‘neuem’ Wissen und das Entstehen kompetitiver Teilwirklichkeiten, die aufeinander abgestimmt werden müssen; es entstehen Formen eines Dialogs, der Vergleiche und Übersetzungen vornimmt. Wichtige Felder dieser Dynamik sind Konfessionalisierung, Wissensorganisation, sozialer Habitus. Pluralisierung bedeutet noch nicht Pluralität. Wahrheitsansprüche werden nicht lediglich demonopolisiert, sondern auf neue Geltungsbereiche verschoben.
Komplementär ist der Begriff der ‘Autorität’. Er meint unterschiedliche Formen von Normierungsansprüchen: Instanzen politischer und religiöser Macht, Prozesse der Kanonisierung sowie all jene Geltungsansprüche, die schon dem lateinischen Begriff ‘auctoritas’ innewohnen. Autorität führt Entscheidungen herbei und legitimiert sie. Sie ist nicht nur zähmender Gegenhalt zu Pluralisierungsprozessen, sondern treibt selbst Widersprüche und Ausdifferenzierungen hervor und eröffnet so neue Freiräume.
Die Verbindung des Begriffs der Dynamik mit einem der Statik hat zum Ziel, die teleologischen Implikationen bestehender Forschungsparadigmen wie ‘Modernisierung’ zu vermeiden. Der hohe Abstraktionsgrad der Leitbegriffe ‘Pluralisierung’ und ‘Autorität’ erlaubt es, gewöhnlich disziplinär isolierte Prozesse in einheitlicher Perspektive zu betrachten, dabei aber ihre Ungleichzeitigkeiten und Brüche angemessen zu berücksichtigen.
DFG-Verfahren Sonderforschungsbereiche

Abgeschlossene Projekte

Antragstellende Institution Ludwig-Maximilians-Universität München
Sprecher Professor Dr. Andreas Höfele, seit 5/2008; Professor Dr. Wulf Oesterreicher, von 1/2008 bis 4/2008 (†)
 
 

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