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SPP 1981: Transottomanica: Osteuropäisch-osmanisch-persische Mobilitätsdynamiken
Fachliche Zuordnung
Geisteswissenschaften
Geowissenschaften
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
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Förderung seit 2017
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Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 313079038
Gesellschaftliche und (trans)kulturelle Verflechtungen zwischen dem Moskauer Reich beziehungsweise dem Petersburger Imperium, Polen-Litauen, dem Osmanischen Reich sowie Persien von der frühen Neuzeit bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts sind bisher nicht systematisch untersucht worden. Mit dem Augenmerk auf durch Mobilität entstandene „transosmanische“ Interaktionsfelder zwischen den verschiedenen Herrschaftsgebieten möchte das SPP „Transottomanica“ Phänomene erkennbar machen, die bisher in der Betrachtung einzelner Regionen oder nur bilateraler Beziehungen nicht in den Vordergrund getreten sind. Der Zugang verspricht, das Verständnis globalisierter europäischer und asiatischer Geschichte im transkontinentalen Zusammenhang zu verändern. Anstatt „eine“ Region zu konstruieren, rücken wir mehrere Handlungs- und Diskurszusammenhänge durch den gemeinsamen Zugriff über die Linse Mobilität ins Zentrum des Interesses. Unsere ‚post-regionalwissenschaftliche‘ Perspektive erlaubt eine Orientierung an konkretisierten, durch das Erfahren, Imaginieren und Handeln von Menschen in jeweils thematisch definierten Kontexten konstituierten, nicht deckungsgleichen Räumen: Das SPP konzentriert sich auf Vorgänge der Migration, des Reisens, der Wissenszirkulation, des Handels und der Mobilität ganzer Gesellschaften zwischen dem Zarenreich, Polen-Litauen, dem Osmanischen Reich und Persien in relationalen sozialen Räumen mit jeweils stark unterschiedlicher Reichweite. Anträge sollen im Rahmen dreier ausgewählter thematischer Forschungsschneisen erfolgen, die jeweils unterschiedliche Perspektiven auf teilweise dieselben Phänomene eröffnen: 1) Mobile Akteure, 2) Wissenszirkulation, 3) Handel und WarenDurch die methodische ‚Linse‘ Mobilität werden die zentralen Felder Wissenszirkulation, „Handel und Waren“ und „Mobile Akteure“ in einen kausalen Zusammenhang gestellt. Wir definieren Mobilität dabei als das Zusammenspiel sozialer und räumlicher Bewegungen (flows) von Personen und Dingen (materielle und immaterielle Ressourcen, Ideen, Wissen, Werte) über Austauschbeziehungen innerhalb von und zwischen Netzwerken.Der Untersuchungszeitraum beginnt im frühen 16. Jahrhundert, als sich das Osmanische Reich durch die Expansion im nördlichen und östlichen Afrika, den Eroberungen in Ostmitteleuropa und der Machtausdehnung im Nahen und Mittleren Osten zur überregionalen Drehscheibe „transosmanischer“ Interaktionszusammenhänge entwickelte. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde das ins Zentrum gerückte Gebiet jedoch in veränderte bzw. neue Kommunikations- und Handlungsräume integriert, als die europäischen Großmächte ihren politischen und wirtschaftlichen Einfluss ausbauen konnten. Die Mobilitätsdynamiken und -strukturen ließen transosmanische Raumkonfigurationen an Bedeutung verlieren und in zunehmend globale und nationalisierte Kontexte auf- und übergehen. Das Programm verfolgt diese Übergänge bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug
Rumänien, Schweiz
Projekte
- Das Persische im Osmanischen Reich im Spiegel ausgewählter Farhangs (Wörterbücher) des 15.-18. Jahrhunderts: eine ‚transnationale Konfiguration‘ im Bereich der Kultur. (Antragsteller Paul, Ludwig )
- Die Auseinandersetzung der georgischen Historiographie mit Iran im 17. und 18. Jahrhundert: Aspekte transosmanischer Wissenszirkulation (Antragsteller Werner, Christoph Udo )
- Die Handelshäuser Rallis und Zafiris im langen 19. Jahrhundert: Ein Beitrag zur Globalgeschichte des Osmanischen Reiches (Antragstellerin Calic, Marie-Janine )
- Die muslimische Moderne als lokale und translokale Praxis. Transimperiale Verflechtungen von Modernisierungsdiskursen zwischen Russland, der Habsburgermonarchie und dem Osmanischen Reich. (Antragsteller Dierks, Dennis )
- Die osmanischen Tributärstaaten Siebenbürgen, Moldau und die Walachei als Kommunikationsräume (16.-18. Jahrhundert). Überlegungen zur Mobilität von Objekten, Akteurenetzwerken und Ideentransfer aus kunsthistorischer Perspektive (Antragsteller Born, Robert )
- Die venezianische Armee auf osmanischem Boden 1684-1718. Translokalisierung, Kriegserfahrung, Transkulturation (Antragsteller Koller, Markus )
- Frühneuzeitlicher Orienthandel und siebenbürgisch-sächsische Identitätsbildung. Die osmanischen Teppiche der evangelischen Stadtkirche in Bistritz/Bistrita (Rumänien) im Germanischen Nationalmuseum (Antragsteller Großmann, G. Ulrich )
- Grenze als Schlüsselkonzept für Konstruktionen soziokultureller Differenz im (trans)osmanischen Kontext: Wissenszirkulation, Begriffswandel und Transferprozesse im 16.-19. Jahrhundert. (Antragsteller Herzog, Christoph )
- "Gurbet Istanbul." Immigranten in der osmanischen Hauptstadt, 1500-1800 (Antragstellerin Klein, Ph.D., Denise )
- Im Dreieck der Großmächte: Interaktionsräume von Herrschern und Adeligen aus Ostgeorgien (1555-1724) (Antragstellerin Kharebava, Nana )
- Innerislamischer Wissenstransfer im Osmanischen Reich: Zu Übersetzungen islamischer Mystik im Rahmen transregionaler Sufinetzwerke in den anatolischen und arabischen Provinzen (Antragsteller Bockholt, Philip )
- Istanbuler Sklaven aus dem Schwarzmeerraum - räumliche und soziale Mobilität im 17. Jahrhundert (Antragstellerin Wagner, Veruschka )
- Koordinationsfonds (Antragsteller Rohdewald, Stefan )
- Krise und Transformation eines alten Regimes: Die Zirkulation von Ideologen und Institutionen zwischen dem Russländischen und dem Osmanischen Reich, 1768-1774 (Antragsteller Kusber, Jan )
- "Nächstes Jahr in Jerusalem": Jüdische Identitätskonzepte und Zionismusdebattenin der transosmanischen Migrationsgesellschaft Palästinas (1880–1925). (Antragsteller Rohdewald, Stefan )
- Russische kaiserliche Herrschaft und Staatsbürgerschaft im Südkaukasus (1878-1914) (Antragstellerin Yazici Corut, Ph.D., Gozde )
- Sklaverei und Loyalität: Das Russische und das Osmanische Reich (Antragsteller Witzenrath, Christoph )
- Transimperiale armenische Mobilität und der Aufstieg des osmanischen Tokat (Antragsteller Bömelburg, Hans-Jürgen )
- Transkulturelle Vermittler, Strategien und verflochtene Modernen. Transport und Infrastruktur in den imperialen Häfen von Odessa und Varna im 19. Jahrhundert (Antragsteller Bömelburg, Hans-Jürgen )
- Transottomanische Semiosphären. Pavel A. Levaševs (gest. 1820) und Necati Efendis (gest. nach 1776) Imaginationen des Anderen (Antragsteller Conermann, Stephan )
- Verflochtene Revolutionen. Der russische Faktor in der jungtürkischen Bewegung (Antragstellerin Hartmann, Elke )
- Wege und Werke von Michael Kosmeli (1773-1844). Eine vergessene Schlüsselfigur im transosmanischen Korridor und Kontext (Antragsteller Sangmeister, Dirk )
- Wissen(schaft)s-Transfer und transnationale Ideenzirkulation zwischen Ost(mittel)europa und der Republik Türkei am Beispiel der polnisch-karaimischen, ungarischen und russlandmuslimischen WissenschaftlerInnen und „entangled intellectuals“ (ca. 1917-1950) (Antragsteller Gasimov, Zaur )
- Zu den Anfängen des Buchdrucks im Osmanischen Reich: Die Rolle der gedruckten Bücher bei der Vermittlung byzantinischen und post-byzantinischen Wissens (Antragsteller Pahlitzsch, Johannes )
Sprecher
Professor Dr. Stefan Rohdewald