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TRR 265:  Verlust und Wiedererlangung der Kontrolle über den Drogenkonsum: Von Trajektorien über Mechanismen bis hin zu Interventionen

Fachliche Zuordnung Medizin
Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 402170461
 
Fast die Hälfte der Menschheit konsumiert regelmäßig Alkohol, Tabak und illegale Drogen. Drogenkonsum kann zwanghaft werden, aber wir wissen immer noch wenig über die modulierenden Faktoren und Mechanismen, die beim Verlust und der Wiedererlangung der Kontrolle über die Einnahme von Drogen eine Rolle spielen. Die Hauptziele von TRR 265 sind (i) die Untersuchung modifizierender Faktoren (z. B. Alter, Geschlecht), die die Trajektorien des Verlusts und der Wiedererlangung der Kontrolle über den Drogenkonsum unter realen Lebensbedingungen modulieren, (ii) die Untersuchung der zugrundeliegenden Verhaltens-, kognitiven und molekularen Mechanismen und (iii) der Entwicklung nicht-invasiver Mechanismen basierter Interventionen. Der innovative Charakter unseres SFB liegt in der Orientierung an realen Lebensbedingungen. Bisher wird Suchtforschung hauptsächlich im klinischen Umfeld betrieben. Die Übertragung dieses Wissens auf die reale Welt ist jedoch oft irreführend. Forschung unter realen Lebensbedingungen wurde erst vor kurzem durch technische Fortschritte bei mHealth-Tools, Computermodellierung, dem Umgang mit Big Data und KI möglich. Dies erfordert die enge Interaktion von Suchtforschern mit verschiedenen Disziplinen, was zu einem stark interdisziplinären Team von 51 PIs führt, die an Forschungsprojekten und zwei Infrastrukturprojekten zu Datenmanagement (INF) und mHealth-Infrastruktur für Real-Life-Assessments arbeiten. In der ersten Förderperiode (FP) haben wir eine gut funktionierende Infrastruktur und eine gemeinsame „fachübergreifende Sprache“ aufgebaut. Bisher haben wir uns vor allem auf die Alkoholsucht konzentriert, da diese in Deutschland die größte gesundheitliche Belastung aller Drogen produziert. Auf allen Verbreitungsebenen, von der Zusammenarbeit innerhalb des SFBs bis hin zu interdisziplinären Veröffentlichungen und Medienberichten bei denen wir mehr als 115 Millionen Menschen erreichen konnten, haben wir bereits einen Mehrwert realisiert, der deutlich mehr ist als nur die Summe der 24 eigenständigen Projekte. Was machen wir in der 2. FP? Wir werden unsere Erkenntnisse von Alkohol auch auf andere Missbrauchsdrogen, insbesondere Cannabis, verallgemeinern, um die Fragen zu beantworten: Haben alle Suchterkrankungen unter realen Bedingungen dieselben Phänomene und Mechanismen in Bezug auf Krankheitsverläufe und modifizierende Faktoren? Wie unterschiedlich sind also die verschiedenen Süchte und was sind die gemeinsamen pathologischen Phänomene? Können Behandlungen auf alle Suchterkrankungen verallgemeinert werden oder sind spezifische Interventionen für jede Missbrauchsdroge erforderlich? Die Beantwortung dieser grundlegenden Fragen unter realen Bedingungen wird große Auswirkungen auf Diagnose, Präzisionsmedizin, Komorbiditäten, Suchttheorien und gesellschaftspolitische Entscheidungen wie Besteuerung und Legalisierung haben. Gerade der letzte Punkt ist im Hinblick auf die bevorstehende Legalisierung von Cannabis in Deutschland sehr relevant.
DFG-Verfahren Transregios

Laufende Projekte

Abgeschlossene Projekte

Antragstellende Institution Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Sprecher Professor Dr. Andreas Heinz, bis 12/2022; Professor Dr. Rainer Spanagel, seit 1/2023
 
 

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